Pressemitteilung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald • 13.10.2005
Am Sonnabend, dem 22. Oktober 2005, wird der ehemalige polnische Außenminister, Prof. Krzysztof Skubiszewski, in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald mit dem Pomerania Nostra-Preis geehrt. Die Laudatio hält sein früherer deutscher Amtskollege, Prof. Hans-Dietrich Genscher. Als Außenminister hat sich Krzysztof Skubiszewski in besonderer Weise für die deutsch-polnischen Beziehungen eingesetzt und den Begriff der »deutsch-polnischen Werte- und Interessengemeinschaft« geprägt. Der Jurist ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass noch zwei Wochen vor der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 der für beide Nachbarländer so bedeutsame deutsch-polnische Grenzvertrag beschlossen werden konnte (s. Hintergrund). Heute leitet der international anerkannte Politiker als Präsident den Iranisch-Amerikanischen Schiedsgerichtshof in Den Haag.
Der Pomerania Nostra-Preis wurde vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Er wird an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, die sich bei der Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen in Pommern herausragende Verdienste erworben haben. Zu den Stiftern des mit 2.000 Euro dotierten Preises zählen die Universität Greifswald und Stettin sowie die beiden Tageszeitungen Nordkurier und der Kurier Szczecinski (Stettiner Kurier). Zum ersten Mal wurde der Pomerania Nostra-Preis 2003 in Stettin an den Vorsitzenden der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und großen Förderer der Universität Greifswald, Prof. Berthold Beitz, vergeben. Seit den 50er Jahren hat sich der gebürtige Vorpommer intensiv für die deutsch-polnische Aussöhnung und den Aufbau freundschaftlicher und wissenschaftlicher Kooperationen stark gemacht.
Das Preiskomitee, dem die Rektoren der Universitäten Greifswald und Stettin sowie die Chefredakteure des Nordkuriers und Kuriers Szczecinski angehören, haben in diesem Jahr einstimmig den ehemaligen polnischen Außenminister für den Pomerania Nostra-Preis vorgeschlagen. »In der Wendezeit, als eine erbitterte Diskussion um den Grenzvertrag zwischen Polen und Deutschland geführt worden ist, hat Krzysztof Skubiszewski viel Mut und Weitsicht bewiesen, unermüdlich gegen Vorurteile und Zweifel angekämpft. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass der Weg für eine freundschaftliche Zusammenarbeit bereitet werden konnte. Der damalige polnische Chefdiplomat hat darüber hinaus an der Gründung der ersten deutsch-polnischen Euroregion Pomerania und der Stiftung ›Deutsch-polnische Versöhnung‹ mitgewirkt, das gemeinsame Jugendwerk etabliert und den Grundstein zum Beitritt Polens zur NATO und EU gelegt«, hob der Greifswalder Rektor, Prof. Rainer Westermann hervor. Krzysztof Skubiszewski sei ein großer Europäer, dessen Verdienste im deutsch-polnischen Jahr gewürdigt werden sollen.
Die feierliche Preisverleihung mit anschließendem Empfang findet am Sonnabend, dem 22. Oktober 2005, um 14.00 Uhr, im Alfried Krupp Wirtschaftskolleg (Martin-Luther-Straße 14, Greifswald) statt.
Die Vertreter der Medien sind recht herzlich eingeladen.
Hintergrund
Der 1926 in Posen geborene Jurist und Professor für Völkerrecht an der Universität in Poznan (Posen), Krzysztof Skubiszewski, war von 1989 bis 1993 Außenminister der Republik Polen. In einer Zeit tiefgreifender politischer Veränderungen und wechselvoller Regierungsbündnisse setzte er sich für eine Konstanz in den außenpolitischen Beziehungen und in besonderer Weise für die deutsch-polnischen Beziehungen ein. Unter der Voraussetzung einer uneingeschränkten Anerkennung der Oder-Neiße-Linie durch die Bundesrepublik trat er sehr engagiert für eine Annäherung Polens an das wiedervereinigte Deutschland ein. Im Februar 1990 prägte er bei einem Besuch in der Bundesrepublik den Begriff einer »deutsch-polnischen Werte- und Interessengemeinschaft«, welcher die weiteren Verhandlungen zwischen den Nachbarstaaten bestimmen sollte. Am 14. November 1990 unterzeichnete Skubiszewski neben seinem deutschen Amtskollegen Hans-Dietrich Genscher in Warschau den deutsch-polnischen Grenzvertrag, in dem die Oder-Neiße-Grenze als endgültige Westgrenze Polens in völkerrechtlich verbindlicher Form bestätigt wurde. Am 17. Juli 1991 folgte der »Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit«, der ebenfalls von Skubiszewski unterzeichnet wurde. Seit 1994 arbeitet Krzysztof Skubiszewski als Richter am Internationalen Schiedsgerichtshof in Den Haag und ist dort Präsident des Iranisch-Amerikanischen Schiedsgerichtshofes. (http://www.deutsche-und-polen.de)
Universität Greifswald
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