Peter-Scholl-Latour spricht in Passau bei einer Diskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Menschen in Europa« über ethnische Minderheiten in Ost- und Westeuropa
Sanna Paulick

Passauer Neue Presse • 29.09.2005

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PNP: Zum Umgang mit Minderheiten in ehemaligen Ostblock-Staaten, zum Beispiel in Polen und Tschechien. Hat sich etwas getan?
Scholl-Latour: In Polen hat es eine Bereinigung gegeben, die für alle Teile sehr schmerzhaft war. Die Deutschen, die jenseits von Oder und Neiße lebten, sind vertrieben worden, und es gab ja auch eine polnische Minderheit, die innerhalb der Reichsgrenzen lebte und dann vollständig polnisch wurde. Es gibt aber auch noch ein anderes Problem: dass sehr viele Polen in den heute weißrussischen und ukrainischen Staaten lebten. Lemberg in der Ukraine zum Beispiel war eine überwiegend polnische Stadt. Die Polen dort wurden nach den Grenzziehungen, die Stalin vorgenommen hat, vertrieben. Die meisten wohnen jetzt im Raum Breslau. […]