Online-Portal der Bundesregierung • 09.09.2005
Kulturstaatsministerin Christina Weiss begrüßt die Festschreibung dieser Projektliste: »Noch ist es nicht selbstverständlich, dass Deutsche und Tschechen, Litauer und Polen, Rumänen und Ungarn sich ihrer Geschichte gemeinsam stellen. Aber wir sind diesem Ziel mit der Gründung des Netzwerks ein großes Stück näher gekommen.« Die Kulturstaatsministerin gab heute einen Einblick in die Arbeit des Netzwerks. Sie bezeichnete die Konstituierung der Stiftung »Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität« als einen großen Erfolg und eine Ermutigung zugleich: »Die europäische Zukunft wird sich nur in Vielfalt geeint gestalten lassen, wenn es den Völkern Europas gelingt, sich gemeinsam ihrer Geschichte zu erinnern, der gemeinsamen wie der trennenden. Das allein war für die Bundesregierung Antrieb, das Netzwerk zu bauen, und nicht der Versuch, eine Alternative zum geplanten Zentrum gegen Vertreibungen zu schaffen. Diese Idee wird bei unseren Nachbarn als Provokation empfunden, weil der Blick auf das Thema Vertreibung national verengt erscheint. Wir aber wollen eine von Gemeinsamkeit getragene Aufarbeitung.«
Im einzelnen erläuterten Prof. Matthias Weber vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Universität Oldenburg, und Prof. Stefan Troebst, Geisteswissenschaftliches Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas, Universität Leipzig, die ersten Netzwerk-Projekte. So ist noch für dieses Jahr ein Seminar zum Thema »Zwangsmigration im europäischen Kontext« geplant, eine Wanderausstellung zum gleichen Thema soll im kommenden Jahr realisiert werden. Auch eine Tagung mit Publikation zum Thema »Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa« ist für den Beginn des kommenden Jahres geplant.
Am 2. Februar 2005 hatte Kulturstaatsministerin Weiss gemeinsam mit dem polnischen und dem slowakischen Kulturminister sowie dem ungarischen Vize-Kulturminister in einer gemeinsamen Erklärung die Gründung eines »Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität« vereinbart. Das Netzwerk hat unter anderem die Aufgabe, die Geschichte des 20. Jahrhunderts – eines Jahrhunderts der totalitären Diktaturen und damit auch der Kriege, Eroberungen und Zwangsaussiedlungen – zu analysieren und zu dokumentieren. Weiter soll der Dialog zum Thema der totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts und der Leiden der Zivilbevölkerung nachhaltig gefördert und vertieft werden.
Das Netzwerk ist als länderübergreifende, gemeinschaftlich finanzierte Stiftung vorgesehen. Die Koordinierung der Aktivitäten übernimmt ein Sekretariat in Warschau, in das jedes Land einen Mitarbeiter entsendet. Für Deutschland wird der Historiker Burkhard Olschowsky vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) als Mitarbeiter in Warschau sein. Das BKGE ist mit der praktischen Umsetzung des Netzwerkkonzepts beauftragt worden. Der Direktor des BKGE, Prof. Matthias Weber, wurde als »Koordinator« für die Bundesrepublik Deutschland benannt.
- Kulturstaatsministerin Weiss begrüßt Vereinbarung von Projekten des »uropäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität«
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