Masuren: Wo die Zeit stehenblieb. Zwischen prächtigen Burgen und öden Plattenbauten erlebt der Reisende heute deutsch-polnische Geschichtsstunden
Roland Mischke

Hamburger Abendblatt • 03.09.2005

[…] Masuren gehört zu den wenigen Regionen in der Welt, die so aussehen wie ihr Name klingt. Schön sind sie, aber über dem Landschaftsbild mit Ritterburgen, Storchennestern, stillen Dörfern, kristallnen Seen und dunklen Wäldern liegt ein melancholischer Schleier. Woran liegt das? An der Geschichte. Auch unbedarfte Reisende, die keine Ahnung davon haben, daß die Burgen und Backsteinkirchen von Ordensrittern deutscher Zunge im Zuge der Christianisierung der Slawen errichtet wurden, daß das Kopfsteinpflaster der Städte und alte Kandelaber, aus denen nachts Bernsteinlicht tropft, deutsche Wertarbeit sind und die ostpreußische Landwirtschaft einst das halbe Deutsche Reich ernährte, spüren spätestens in den Orten, daß es hier einst eine Geschichte unter deutschem Vorzeichen gegeben hat. […]