Ein Zentrum gegen Vertreibungen muss differenzieren, dann kann es auch in Berlin stehen, sagt Jaroslav Šonka
Cosima Schmitt

die tageszeitung • 08.08.2005

taz: Herr Šonka, Sie sind gebürtiger Tscheche und Osteuropa-Experte. Ärgert es Sie, wenn die mögliche künftige Kanzlerin Angela Merkel ein »Zentrum gegen Vertreibungen« in der deutschen Hauptstadt ausdrücklich befürwortet?
Jaroslav Šonka: Ich sehe das Projekt neutral. Die Vertriebenenen-Bund Präsidentin Erika Steinbach plant ja kein Zentrum, das allein »die deutschen Opfer« fokussiert. Ein solcher Gedenkort an sich wäre noch kein Skandal – solange die Darstellung differenziert ist. Untragbar allerdings finde ich, wie CDU-Chefin Angela Merkel auf dem »Tag der Heimat« die Geschichte vereinfachte. Sie sprach von 15 Millionen Vertriebenen. Das aber ist falsch. […]