Deutsche Welle – Monitor Ost- / Südosteuropa, 07.01.2003
Belgrad, 7.1.2003, BETA, serb., aus Novi Sad
Der Verband der Vojvodina-Deutschen „Donau“ aus Novi Sad hat offiziell beantragt, dass die AVNOJ-Beschlüsse außer Kraft gesetzt werden. Dies erklärte gegenüber der Agentur BETA der Vorsitzende dieses Verbandes Andreas Bürgermayer. (AVNOJ ist der Antifaschistische Rat zur Volksbefreiung Jugoslawiens. Im Zweiten Weltkrieg war er unter kommunistischer Leitung oberstes Legislativorgan der auf der zweiten Sitzung dieses Rates gegründeten Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien – MD) Per Dekret dieses Rates wurden den deutschen Bürgern (1944 in Belgrad – MD) sämtliche Bürgerrechte aberkannt und sie wurden enteignet. Bürgermayer sagte, der Antrag sei gestern (6.1.) beim Bundesjustizministerium, beim Verfassungsgericht Serbiens und beim Vojvodina-Parlament eingereicht worden.
Bei Treffen dieses Verbandes wurde bereits mehrfach zuvor hervorgehoben, dass es ein moralischer Akt wäre, diese Dekrete außer Kraft zu setzen, und damit würde auch das Prinzip der kollektiven Bestrafung der Angehörigen bestimmter Volksgruppen aus der jugoslawischen Gesetzgebung gestrichen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch diese Beschlüsse der kommunistischen Regierung im ehemaligen Jugoslawien den Deutschen sowohl die Staatsbürgerschaft entzogen als auch ihr Eigentum beschlagnahmt. Ferner wurden unmittelbar nach dem Krieg allein aus der Vojvodina mehr als 400 000 Deutsche vertrieben, Zehntausende wurden in kommunistischen Arbeitslagern interniert, wo auch viele von ihnen zu Tode kamen. (md)