Das »Zentrum gegen Vertreibungen« kann nur die deutsche Erfahrung darstellen
Peter Glotz

Die Welt • 27.08.2005 (03.12.2003)

[…] Auch mit der These, die Hitlers Naziregime als Letztbegründung für die Verbrechen an den Deutschen akzeptieren will und mit dem einigermaßen richtigen Satz »Ohne Hitler keine Vertreibung« das ganze Problem wegwischen möchte, kommt man nicht weiter. Wir alle, selbstverständlich einschließlich Schröder und Fischer, sind gegen die Kollektivschuldthese. Man kann Kinder, die beim Brünner Todesmarsch in den Armen ihrer toten Mütter erstickt wurden, nicht gegen die Verbrechen Reinhard Heydrichs aufrechnen. Schuld ist individuell. Es mag »verständlich« sein, dass nach den Verbrechen der Nazis die Soldaten der tschechischen Ostarmee oder der Roten Armee Frauen vergewaltigten und Kinder und Greise töteten. Die psychologische Einsicht »So ist das gekommen« darf aber nicht zur moralischen Wertung »So war es recht« umgefälscht werden. Verbrechen lassen sich nicht als »Ergebnis« anderer Verbrechen rechtfertigen. […]