Neue Zürcher Zeitung • 20.08.2005
Die Vertreibung ganzer Volksgruppen hat vorab während des Zweiten Weltkrieges und kurz danach die ethnographische Karte des östlichen Mitteleuropa brutal verändert. Ins Blickfeld wieder erwachten öffentlichen Interesses gerieten in Deutschland und in Polen besonders die dramatischen Ereignisse, die sich von 1944 bis 1946 im früher deutschen Osten abgespielt hatten, nachdem vom Bund der Heimatvertriebenen vor einigen Jahren das Projekt eines in Berlin zu schaffenden »Zentrums gegen Vertreibungen« lanciert worden war. Auf polnischer Seite regte sich sogleich Widerstand gegen das Vorhaben; man verdächtigte die deutschen Initianten, sich aus der Verantwortung für selbstverschuldetes Unglück stehlen und die Rolle der Vertreibungsopfer monopolisieren zu wollen. Aber auch in deutschen Linkskreisen stieß die Initiative auf Ablehnung, weil man darin ein nationalistisch und unterschwellig antisemitisch motiviertes Konkurrenzunternehmen zum Berliner Holocaust-Mahnmal zu sehen glaubte. […]
- Vertreibung – Übel eines Jahrhunderts
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der NZZ