Alena Wagnerová

die tageszeitung • 09.07.2005

Maria Halke war sechzehn, als die Sudetendeutschen 1938, nach dem Münchner Abkommen, »heim ins Reich« geholt wurden. »Es war ein guter Staat, es war auch unser Staat«, sagt sie noch heute – über die Tschechoslowakei. Sie sagt auch: »Es ist wie eine enttäuschte Liebe«

[…] »Mit diesem Bleistift hat mein Vater damals Präsident Masaryk gewählt«, sagt Maria Halke nicht ohne Stolz, als sie mir die beiden Stifte zeigt. Aus demselben Umschlag zieht die 83-Jährige den Ausweis ihres Vaters aus dem Jahr 1929 hervor sowie eine Broschüre des tschechoslowakischen Abgeordnetenhauses aus dem Jahr 1926 mit Namen und Fotografien aller Abgeordneten, den Lebensdaten, der Nationalität, Beruf und Parteizugehörigkeit. Neben dem Bild ihres Vaters steht »Otto Halke, Landwirt, Abgeordneter für die deutsche Partei Bund der Landwirte«. Zum Schluss fallen aus dem Umschlag noch zwei silberne Zehn-Kronen-Münzen mit Jan Masaryks Porträt. […]