Das paradoxe Leben des vor 200 Jahren in Oberplan geborenen Erzählers Adalbert Stifter erzählt nicht nur von der Unleidlichkeit scheinbar gemäßigter Verhältnisse
Ronald Pohl

Der Standard • 29.03.2005

[…] Stifter, der als unmäßiger Esser sündigte, dem Lottospiel mit zum Teil verheerenden Konsequenzen oblag und die Ehe mit seiner Frau Amalie wie ein zu erduldendes Übel im Linzer Ausgedinge führte, sei eben nicht jener Beschwichtiger gewesen, als den ihn sich die Schulbuchweisheit träumen lässt. Schlimmer: Stifter habe zum schlechten Ende »mit dem Messer philosophiert«. Das ist nicht nur ein Satz von Büchner'scher Wucht, sondern die frappierende Einsicht in die friedfertige Diesseitigkeit eines Denkens, das sich noch im Nachsommer die besänftigte Welt nur als hienieden gelegenen Garten denken mag. […]