Sie hat Grauen erlebt und gezeichnet. Trotzdem, schreibt Eva Demski über Teofila Reich-Ranicki, oder deswegen ist sie ein Vorbild an Gleichmut
Eva Demski

Die Welt • 05.03.2005

[…] In den Jahren nach dem Erscheinen des Buches Mein Leben, also nach 1999, lernte die Welt die Künstlerin Teofila Reich-Ranicki kennen. Jedoch vergaßen die meisten über der Rührung, die diese Neuentdeckung auslöste, der Qualität dieser Bilder Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Entstehungsgeschichte, zum Beispiel die von Kästners Lyrischer Hausapotheke, die die junge Frau ausgeliehen und für ihren jungen Freund nächtelang kopiert hatte, verdeckte den Blick auf die Bilder selbst. Erst als ihre Ghetto-Bilder öffentlich wurden, begriffen viele, welches Talent da am Werk gewesen war. Und auch das: Dieser Begabung sind die Flügel abgehackt worden, kaum dass sie sich erhoben hatte. […]