Helga Hirsch nähert sich über Biographien der Vertreibung der Deutschen als Lebensthema
Ulrike Ackermann

Die Welt • 31.12.2004

[…] Ein wichtiger Grund für die Verdrängung der Erfahrung von Flucht und Vertreibung, so Helga Hirsch in ihrem Fazit, ist die Angst vor Ambivalenzen. Die Kritik in den sechziger Jahren am Schweigen der Eltern über ihre Verwicklungen in das NS-Regime war zwar moralisch legitim und politisch berechtigt. Doch mit diesen pauschalen Verurteilungen haben sich die Söhne und Töchter auch vom Erbe des Bösen abgekoppelt und sich in der abstrakten Identifikation mit den Opfern auf die Seite des Guten geschlagen. In der Folge war es politisch unkorrekt, über Deutsche als Opfer zu reden. Doch in den meisten deutschen Familien gab es Täter und Opfer. […]