Die Presse • 30.12.2004
[…]
»So sieht also die Befreiung aus«, sagt er. «Das also ist die ersehnte Freiheit. Totschlagen.«
»Was dagegen?«, fragt eine Frau. «Du bist wohl auch einer von denen?« Sie mustert ihn abschätzig.
»Ich war immer schon einer von denen«, erklärt Friedrich. »Ganz egal, wer gerade das Sagen hatte, war ich nie einer von diesen, nur von denen.«
»Ein Deutscher!«, brüllt die Frau. »Leute, noch ein Deutscher! Hab ich's doch geahnt. Dieser typische Tonfall.«
»Sag uns deinen Namen.«
»Friedrich Reisner.«
»Wusst ich's doch!«, schreit sie. »Tötet das Nazischwein!«
»Dann schlagt doch zu!« Friedrich rührt sich nicht von der Stelle, steckt die Hände in die Hosentaschen. Seine Ruhe verunsichert die Menge. Die Menschen bilden um ihn einen Kreis. Der Durchmesser von zwei Metern ist respektabel. Der Rädelsführer hebt die Hand, gebietet den anderen zu schweigen. »Deutscher?«, fragt er.
»Ja«, sagt Friedrich. […]
- Ein schöner Bastard
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