Grau in grau, sternhagelnüchtern: Walter Laqueur entzaubert Jerusalem
Hannes Stein

Die Welt • 04.12.2004

[…] Als er 1938 im Alter von 17 Jahren zum ersten Mal die Hügel Zions erblickte, klärte sich sein Blick, statt sich zu verklären – er wurde auf einen Schlag sternhagelnüchtern und ist es seither geblieben.
Daran ist Walter Laqueurs Herkunft schuld: Er wurde 1921 in Breslau als Sohn einer akkulturierten deutsch-jüdischen Familie geboren, mit ein bisschen Pessach hier und ein wenig Chanukka dort, aber ohne große Bindung an das Judentum. Nichts da mit »Nächstes Jahr in Jerusalem«. Dass er 1938 auf der Flucht vor Hitlerdeutschland ausgerechnet ins britische Mandatsgebiet Palästina geriet, war Zufall. […]