Deutsche Welle • Monitor Ost- / Südosteuropa • 13.12.2004
Warschau, 13.12.2004, Gazeta Wyborcza, poln.
Bei den Maklerbüros in Olsztyn (Alleinstein) melden sich ehemalige Einwohner von Warmia und Mazury (Ermland und Masuren), die vor Jahren nach Deutschland ausgereist sind. Die einen kommen persönlich und die anderen rufen an oder schreiben E-Mails. Jeder von ihnen will ein Haus in der Region Warmia und Mazury kaufen, und zwar am besten auf einem großen Grundstück, das in der Nähe eines Sees liegt.
Selten bemühen sich die damaligen Einwohner von Warmia und Mazury um die Rückgabe ihrer Güter, die sie vor Jahren zurückgelassen haben. Bei den Gerichten und Ämtern der Woiwodschaft gibt es etwa 13 Wiedergabeanträge, obwohl in den Jahren 1960-1990 aus dem Gebiet der Woiwodschaft Warmia und Mazury, das vor dem Zweiten Weltkrieg Ostpreußen hieß, etwa 130 000 Menschen ausgereist sind.
»Anstatt ihr Geld und ihre Zeit für Anwälte und für Kämpfe gegen die Nachbarn, die Gerichte und die Ämter zu vergeuden, entscheiden sie sich für den Kauf von Haus und Grundstück«, sagen die Immobilienmakler. Es vergehe keine Woche ohne eine neue Anfrage aus Deutschland.
Niemand führt Statistik darüber, wie viele von den ehemaligen Einwohnern bereits zurückgekehrt sind und wie viele das noch wollen. Klar ist jedoch, dass die Zahl derjenigen ständig wächst, die sich beim Woiwodschaftsamt in Olsztyn um die Bestätigung polnischer Staatsangehörigkeit bemühen. Diese Bestätigung ermöglicht es, den polnischen Personalausweis zu beantragen »Im Jahr 2001 wurden 171 solche Dokumente und in diesem bereits 210 herausgegeben«, sagt Agnieszka Boczkowska von der Abteilung für Bürgerangelegenheiten beim Woiwodschaftsamt in Olsztyn.
Solche Dokumente werden jedoch nicht immer gebraucht. Viele der autochthonen einstigen Bewohner von Warmia und Mazury leben seit langer Zeit in Deutschland, haben aber auch die polnische Staatsangehörigkeit behalten: »Sie zeigen alte, zerknitterte Personalausweise und bitten um Hilfe beim Hauskauf«, sagt Danuta Nalazek, die Inhaberin des Maklerbüros »Immobilia«. Sie gibt zu, dass sie viele Anrufe von Kunden aus Deutschland bekommt, und zwar die meisten von Menschen, die aus Polen ausgereist sind, dann in Deutschland für ihre Rente arbeiteten. Sie wollen jetzt von dieser Rente in Polen leben.
»Meine Freundin ist in den siebziger Jahren ausgereist. Sie wohnt zwar immer noch in Deutschland, aber als ich mit ihr das letzte Mal sprach, sagte sie, dass sie nach Polen zurückkehrt«, so Marian Russ, der Schulte des Dorfes Rus.
Das meiste Interesse wecken Grundstücke und Häuser, die in der Nähe eines Sees liegen. »Sie wollen dort leben, wo es ruhig und still ist. Am besten, wenn das Grundstück mindestens einen Hektar groß ist«, betont Danuta Poklosa vom Immobilienbüro Poklosa und fügt hinzu »Sie freuen sich wie Kinder, wenn es ihnen gelingt, ein Haus in dem Dorf zu kaufen, in dem früher ihre Großväter wohnten oder in dem sie selbst geboren wurden. Für die Erfüllung ihrer Träume sind sie imstande sogar eineinhalb Millionen Zloty auszugeben. Einer der letzten Käufe wurde von einem Deutschen getätigt, der erst im Jahr 2011 einziehen will«. (sta)
- Einstige Bewohner von Ermland und Masuren kehren zurück
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