Am 8. Juli jährt sich der Todestag des Schriftstellers Franz Fühmann zum 20. Mal. Damit ist die Sperre aufgehoben, die er testamentarisch über seine Tagebücher verhängte
Tristan Steinweg

Jungle World Nr. 29 • 07.07.2004

[…] Eine kritische Annäherung an den ganzen Fühmann ist werkimmanent am ehesten über das Buch Zweiundzwanzig Tage oder Die Hälfte des Lebens möglich, ein 1973 erschienenes fiktives Ungarn-Reisetagebuch, das er selbst als zentral für sein Schaffen ansieht. Von diesem Buch aus lässt sich Fühmanns gesamtes Schaffen überschauen. Ein Schriftsteller mit außergewöhnlicher Biografie legt Rechenschaft ab. Fühmann war Klosterschüler, Mitglied des Deutschen Turnvereins (Sudetendeutsche HJ), Freiwilliger im SA-Reitersturm und später Wehrmachtsfunker, nach eigenem Bekenntnis ein überzeugter Faschist. Franz Fühmann wurde 1945 nicht befreit. Auschwitz wurde befreit. Franz Fühmann wurde besiegt; sein Glück und sein Trauma. […]