»Der bekannte Berliner Literaturwissenschaftler erinnert sich mit 80 Jahren seiner Kindheit in Krieg und Nachkriegszeit in Bad Kreuznach, an den Besuch des Stefan-George-Gymnasiums in Bingen am Rhein, an das Studium in Mainz und Berlin mit Auseinandersetzungen und Kontroversen. Sein Glück ist die Begegnung mit Autoren der Gruppe 47: sein Doktorvater Walter Höllerer an der TU Berlin, seine Habilitation bei Hans Mayer an der Universität Hannover, seine Arbeit an der West- Berliner Akademie der Künste von 1969 bis 1975, in der er weitere Autoren der Gruppe 47 traf und bedeutende Emigranten, schließlich seine Reisen nach Prag im Auftrag von Günter Grass zur Unterstützung der Dissidenten um Pavel Kohout und Václav Havel. Seine eigene Familie, der Vater war Mitglied der SS, bildet einen scharfen Kontrast zu der Familie seiner Prager Frau, deren Vater als Widerstandskämpfer im KZ Mauthausen einsaß. Seine Schwiegermutter stammte aus Czernowitz; sie war als Sanitäterin mit der Tschechoslowakischen Brigade nach Prag gekommen.
Zimmermann, der von 1975 bis 1987 Professor für neuere deutsche Literatur an der Goethe-Universität in Frankfurt war, ab 1987 an der TU Berlin, war geschäftsführender Herausgeber der Tschechischen Bibliothek in deutscher Sprache in 33 Bänden, einem Projekt der Robert-Bosch-Stiftung, Herausgeber der Werke des deutsch-tschechischen Schriftstellers und Diplomaten Jiří Gruša in elf Bänden und zusammen mit Hans-Gerd Koch Herausgeber einer zwölfbändigen Auswahl der Werke Max Brods. Er publizierte eine Biographie Heinrich von Kleists und eine Theodor Fontanes. Er schrieb ein Buch über die Brüder Martin und Fritz Heidegger und eine Zusammenfassung seiner Ergebnisse zu Franz Kafka: Kafka für Fortgeschrittene. Er ist Vorsitzender der Hans Werner Richter-Stiftung Bansin und der Peter-Huchel-Gedenkstätte in Wilhelmshorst bei Potsdam. Von Präsident Václav Havel erhielt er den Orden des Tomáš Garrigue Masaryk.
›Den längsten Teil des Textes habe ich mit einer Spannung gelesen, die ich selten empfinde, höchstens, wenn ich einen Krimi anschaue. … Abgesehen von den vielen literarischen, ästhetischen und geschichtlichen Zusammenhängen, die Sie erinnern, ist es die behutsame Freundlichkeit ihren Objekten gegenüber, die mich beeindruckte. Das ist eine ganz eigene Art mit Vergangenem die Leser vertraut zu machen.‹
Prof. Dr. Livia Wittmann«
(Quelle: Wieser Verlag)
Zimmermann, Hans Dieter: Ein Rückblick auf 80 Jahre. Was ich der Gruppe 47 verdanke: Erinnerungen, Wieser Verlag Klagenfurt, 2022, ca. 200 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 21,00 | ISBN: 978-3-99029-476-5