Ausstellungskatalog
Unter dem Titel unbekannte schätze präsentiert das Westpreußische Landesmuseum Werke aus dem eigenen Bestand. Anhand von 70 Exponaten aus der Grafik- und Gemäldesammlung beschreibt der deutsch-polnische Ausstellungskatalog die Entwicklung westpreußischer Stadt- und Landschaftsdarstellungen vom 15. bis zum frühen 20. Jahrhundert.
In seinem ersten Teil stellt der Katalog die Schwerpunkte der Grafiksammlung des Museums vor. Die älteste in der Sammlung befindliche Grafik zeigt eine fiktive Darstellung der Provinz Preussen. Der einfach gezeichnete Holzschnitt stammt aus der 1493 veröffentlichten Weltchronik von Hartmann Schedel. Die große Zeit der historischen Städtebilder begann jedoch erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts mit der von Georg Braun und Franz Hogenberg herausgegebenen Sammlung wirklichkeitsnaher Stadtansichten »Civitates Orbis Terrarum«. In diesem sechs-bändigen Werk erschien auch einer der frühesten und bekanntesten Stiche Danzigs.
Bis in das 18. Jahrhundert hinein wurden eine Vielzahl von Ansichten europäischer Städte in Kupfer gestochen, zunächst als Panoramadarstellungen und später als Teilansichten, die einzelne Gebäude oder städtische Plätze abbildeten. Beispiele aus der Sammlung des Westpreußischen Landesmuseums sind die 1765 von Matthäus Deisch geschaffenen »Fünfzig Prospecte von Dantzig«. Die sich in der Folge entwickelnde Bildhaftigkeit der Darstellungen erreichte im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Das steigende Interesse an historischen Zusammenhängen und denkmalpflegerischen Fragestellungen führte zur Publikation zahlreicher Sammelbände, die die Städte entlang der Weichsel in Text und Bild portraitierten. Auch vor dem Hintergrund der sich entwickelnden Reisekultur wurden nun aufwändig gestaltete Sonderformen der Veduten wie das sogenannte »Quodlibet« oder »Sammelbild« gedruckt. Sie kombinieren Gesamtansichten mit einer Reihe von Teil- oder Detailansichten und wurden häufig als Souvenirs an Reisende verkauft.
Der zweite Teil des Kataloges stellt die Gemäldesammlung des Museums vor, deren Schwerpunkt auf Werken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts liegt. Vorgestellt werden Künstler, die aus Westpreußen stammen, wie Friedrich Eduard Meyerheim (1808 Danzig – 1879 Berlin), Albert W. A. Juchanowitz (1817 Danzig – ca. 1865 Schweiz) oder auch Carl Gustav Rodde (1830 Danzig – 1906 Berlin). Als Schüler der Danziger Provizialkunstschule schufen sie stimmungsvolle Landschafts- und Architekturansichten. Neben den romantischen oder biedermeierlichen Darstellungen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt die Sammlung des Westpreußischen Landesmuseums auch impressionistisch anmutende Landschaften aus dem frühen 20. Jahrhundert. Sie wurden überwiegend von Malern geschaffen, die Westpreußen auf ihren Studienreisen besuchten, darunter Otto Hamel (1866 Erfurt – 1950 Lohr a.M.), Hanna Mehls (1867 Berlin – 1928 ebd.) oder Erich Kips (1869 Berlin – 1945 ebd.). Ihre Gemälde portraitieren die unterschiedlichsten Städte und historisch bedeutsamen Orte Westpreußens wie beispielsweise Danzig, Marienburg oder Graudenz, heute Gdańsk, Malbork oder Grudziądz. Sie spiegeln nicht nur die Schönheit der Landschaften und die Besonderheiten des Lichts in der Region an der unteren Weichsel, sondern zeigen auch den unterschiedlichen Blick der Künstler auf diese Region und die Variationsbreite ihrer Ausdrucksformen. Die Sammlung vermittelt einen Eindruck von der Vielfältigkeit dieser Kulturlandschaft, die heute zu den Woiwodschaften Pommern, Westpommern, Kujawien-Pommern, Großpolen und Ermland-Masuren gehört.
- Unbekannte Schätze
Weitere Informationen auf den Internet-Seiten des Westpreußischen Landesmuseums