Über 13000 Volltextseiten eines seltenen Nachschlagewerkes jetzt für den Computer verfügbar
»Wer sich für die Besitzverhältnisse und die landwirtschaftlichen Wirtschaftsgrundlagen Schlesiens interessiert, der wird immer zuerst die damaligen Güteradreßbücher zur Hand nehmen. Das Problem war bisher nur, dass es diese Handbücher kaum noch gibt. Nur selten werden Ausgaben der schlesischen Güteradreßbücher in Antiquariaten oder bei Auktionen angeboten. Keine deutsche Bibliothek verfügt über einen lückenlosen Bestand. Die wenigen alten Exemplare unterliegen wegen alterungsbedingter Schäden zunehmend Nutzungseinschränkungen. Eine vergleichende Auswertung oder rasche ortsbezogene Recherche war somit bislang kaum möglich. Um diese wichtige Quellen für die Erforschung der Regionalgeschichte besser verfügbar zu machen, hat nun erstmals eine zeitgemäße Digitalisierung stattgefunden.
Drei kompetente Partner fanden dafür zusammen:
Initiiert durch das HAUS SCHLESIEN hat die Martin Opitz-Bibliothek sämtliche erschienenen Ausgaben schlesischer Güteradreßbücher, insgesamt 20 Bände, zusammengetragen, gescant und im pdf-Format gespeichert. Im HAUS SCHLESIEN wurden die über 13.000 Seiten durch digitale Register strukturiert, um eine rasche Navigation zu ermöglichen. Eine wissenschaftliche Einleitung von Museumsdirektor Dr. Stephan Kaiser erläutert den historischen Hintergrund und die inhaltliche Struktur der Güteradreßbücher. Zustande kam das Vorhaben durch die finanzielle Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums des Innern, Dresden, das damit wieder einmal seine wegweisende Förderung zur ›Pflege und Erhaltung des kulturellen Erbes der Deutschen aus den östlichen Reichs- und Siedlungsgebieten‹ dokumentiert.
Was ist von den wiederaufgelegten Handbüchern zu erwarten? Die Auflistung der ›selbständigen Guts- und Forstbezirke (Rittergüter), einschließlich der zugehörigen Vorwerke, mit den Namen der Besitzer, Bevollmächtigten, Pächter und des ersten Beamten‹ folgt der jeweils gültigen administrativen Gliederung Schlesiens, d.h. ist nach Regierungsbezirken und Kreisen geordnet. Innerhalb der Kreise sind die Güter nach Ortsalphabet und mit fortlaufender Numerierung notiert. Jedes Kreis-Kapitel beginnt mit den wichtigsten allgemeinen Angaben. Hier werden Größe und Einwohnerzahl genannt, topographische Informationen wie Höhenangaben und Gewässer sowie landwirtschaftliche Grundlagen wie Bodenbeschaffenheit und Viehbestand. Auch gewerbliche Anlagen und die wichtigen Eisenbahnverbindungen werden summarisch behandelt, um den Bezugsrahmen für die späteren Einzeldaten zu geben. Alle Ausgaben bringen zusammengefaßt die verschiedenen Herrschaften, bei denen auch auf kreisübergreifende Besitzungen verwiesen wird.
Durch Erbteilung, Güterverkäufe und veränderte Kriterien einer Aufnahme nahm die Anzahl der Einträge zu. Die 1. Ausgabe (Breslau 1870) besitzt Informationen zu 4.222 Gütern, die 11. zu 4.268 Gütern und die letzte (15.) Ausgabe (1937) trotz reduziertem Gebietsumfang zu 5.136 Gütern. Eine Einschränkung muß man machen: Die Güteradreßbücher sind für kleinere Besitzverhältnisse nur begrenzt aussagefähig, da sie erst Güter ab einer bestimmten Betriebsgröße aufführen. Die Masse der Kleinbetriebe zu erfassen, hätte jeden darstellbaren Rahmen gesprengt. Um 1933 bestanden in Niederschlesien über 146.000 Landwirtschaftsbetriebe, in Oberschlesien rund 82.500. Die Zahl derjenigen über 100 ha Betriebsfläche betrug hingegen in beiden Provinzen zusammen nur gut 2500.
Geht es bei den nunmehr praktisch verfügbaren Daten auf der ersten CD-ROM um ›größere Landgüter‹, so bietet die zweite CD-ROM noch ein besonderes Nachschlagewerk. Darauf ist Leuchs über 2000seitiges Adreßbuch der ›Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden und Gutsbesitzer von Schlesien‹ (Nürnberg 1912) als pdf-Dokument gespeichert und das erlaubt, jeden Schmied und Gastwirt zu finden. Werbeeindrucke, schon damals eine wichtige Finanzierungsquelle für die Verleger, bieten interessante Einblicke in die damalige Warenwelt und insbesondere schlesische Produkte. Hunderte Seiten Werbung laden ein, diese mittlerweile unbekannte Wirtschaftsstruktur kennenzulernen.
Alle gewünschten Angaben lassen sich bequem seitenweise ausdrucken. Am Bildschirm sind vergleichende Recherchen möglich. Eine wichtige Quellengattung ist somit schnell, praktisch und gegenüber den Altdrucken sehr preisgünstig verfügbar. Geeignet für gängige PC-Systeme.«
(Quelle: Haus Schlesien)
Haus Schlesien; Martin-Opitz-Bibliothek:Die schlesischen Güteradreßbücher 1870 bis 1937. 2 CD-ROM. Digitale Quellen zur schlesischen Kulturgeschichte, Bd. 1; CD GAB DQ01, € [D] 50,00
Vertrieb nur über Museum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN