Studien zur Nationsbildung in der Frühen Neuzeit (1569–1795)
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Veröffentlichungen des Nordost-Instituts, Band 3

»Das Großfürstentum Litauen ist in der westlichen Forschung bisher kaum beachtet worden. Dabei bildete es einen eigenen, mit Polen verbundenen Reichsverband, der durch mehrsprachige, multikonfessionelle und multikulturelle Milieus gekennzeichnet war. Als Folge sprachlicher, nationaler und konfessioneller Angleichungsprozesse erfuhren jene Verhältnisse zwischen 1500 und 1795 einen tiefgreifenden Wandel. Litauen bietet damit ein faszinierendes Beispiel für die vergleichende Analyse von frühmodernen Imperien.

Mathias Niendorf verarbeitet souverän die nur schwer zugänglichen Arbeiten in litauischer, weißrussischer, polnischer und russischer sowie sonstigen Sprachen. Berücksichtigt werden auch religiös-ethnische Minderheiten wie Juden, Tataren und Karaimen. Schwerpunkte liegen auf den protonationalen Diskursen, der trennenden und integrierenden Rolle von Sprache und nicht zuletzt auf der Bedeutung des Religiösen im Spannungsfeld von orthodoxer, katholischer, unierter und protestantischer Konfession. Ein besonderes Interesse gilt dabei Marien- und Heiligenkulten; in territorialer Hinsicht liegt ein Fokus auf Žemaiten (Niederlitauen).

Heute versuchen sowohl das litauische als auch das weißrussische und polnische historische Gedächtnis, sich das Großfürstentum anzueignen. Es ist deshalb Gegenstand vielfältiger Geschichtspolitik. Vor diesem Hintergrund gehört die Studie in jede Bibliothek, die sich mit europäischer Geschichte beschäftigt.«

(Quelle: IKGN)

Niendorf, Mathias: Das Grossfürstentum Litauen. Studien zur Nationsbildung in der Frühen Neuzeit (1569–1795) 329 S., 3 Ktn., 24 x 17 cm, geb., Wiesbaden: Harrassowitz, 2007. € [D] 36,00 / CHF 63,00. ISBN: 978-3-447-05369-3