Im vergangenen Jahrhundert wurden Millionen Menschen vertrieben. Die »Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung« soll an dieses Unrecht erinnern und zur Versöhnung beitragen. Jetzt hat sich der neue Stiftungsrat konstituiert.

Bundesregierung – der Beauftragte für Kultur und Medien • 26.10.2010

Im vergangenen Jahrhundert wurden Millionen Menschen vertrieben. Die »Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung« soll an dieses Unrecht erinnern und zur Versöhnung beitragen. Jetzt hat sich der neue Stiftungsrat konstituiert.

Unter Vorsitz von Kulturstaatsminister Bernd Neumann fand heute die erste Sitzung des neuen Stiftungsrats statt. Dessen Mitglieder waren am 7. Juli vom Deutschen Bundestag gewählt worden.

Direktor Manfred Kittel stellte ein Eckpunktepapier für ein Ausstellungskonzept vor. Der Stiftungsrat begrüßte es als »gute Beratungsgrundlage«.

Ein wissenschaftlicher Beraterkreis soll das Eckpunktepapier nun erörtern. Dieser soll in der in der nächsten Sitzung des Stiftungsrates am 22. November neu berufen werden.

An das Unrecht von Vertreibungen erinnern

Aufgabe der Stiftung ist es, in Berlin eine Informations- und Dokumentationsstätte einzurichten, um an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten.

Sie soll dazu beitragen, Erinnerung und Gedenken an das »Jahrhundert der Vertreibungen« und das damit verbundene Leid auch in jüngeren Generationen wach zu halten. Gleichzeitig soll die neue Dokumentationsstätte zur gemeinsamen Aufarbeitung der Geschichte und zur Versöhnung beitragen.

Es ist vorgesehen, Flucht und Vertreibung als Folgen von Diktatur und Krieg angemessen und umfassend zu dokumentieren. Die nationalsozialistische Expansions- und Vernichtungspolitik wird als Ursache von Flucht und Vertreibung während und nach dem Zweiten Weltkrieg dargestellt.

Dauerausstellung im Deutschlandhaus

Die geplante Dauerausstellung wird an die Ausstellung »Flucht, Vertreibung, Integration« anknüpfen, die im Bonner »Haus der Geschichte« 2005/2006 zu sehen war.

Im Mittelpunkt stehen Flucht und Vertreibung der Deutschen insbesondere aus den ehemaligen Ostgebieten während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Weitere Themen sind die Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen in West und Ost und ihre Aufbauleistungen.

Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der europäischen Dimension dieses Themas liegen. Von Flucht und Vertreibung waren im vergangenen Jahrhundert auch Millionen Menschen in Ostmitteleuropa und Russland betroffen.

Individuelle Schicksale im Focus

Neben der Dauerausstellung sind ergänzende Wechselausstellungen geplant, die einzelne Themenaspekte vertiefen. Die Darstellung von Einzelschicksalen soll die Tragweite von Flucht und Vertreibung und das dadurch ausgelöste menschliche Leid veranschaulichen.

Außerdem ist die Einrichtung eines Dokumentations- und Informationsbereichs vorgesehen, um die Auseinandersetzung mit dem Thema durch Vermittlung wissenschaftlicher, dokumentarischer und biographischer Publikationen und Arbeiten zu fördern.

Finanzierung gesichert

Standort der Dokumentationsstätte wird das Berliner »Deutschlandhaus« nahe des Potsdamer Platzes sein.

Auch die Finanzierung der »Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung« ist gesichert: bis 2011 sind im Finanzplan des Bundes jährlich 2,5 Millionen Euro vorgesehen.


Die Bundesregierung hatte 2008 beschlossen, die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung zu errichten. Ihr Träger ist das Deutsche Historische Museum (DHM).

Mit Berufung der Mitglieder des Stiftungsrates, des wissenschaftlichen Beraterkreises und des Direktors nahm die Stiftung im vergangenen Jahr ihre Arbeit auf. Nach einer Gesetzesänderung im Juni 2010 wurde das Berufungsverfahren für die Mitglieder des Stiftungsrates dem Deutschen Bundestag übertragen und die Zahl der Mitglieder auf 21 erhöht.

Im Stiftungsrat sind die Bundesregierung mit drei Mitgliedern, der Deutsche Bundestag mit vier Mitgliedern und der Bund der Vertriebenen mit sechs Mitgliedern vertreten. Der Zentralrat der Juden in Deutschland sowie die Evangelische und die Katholische Kirche stellen je zwei Mitglieder. Die Mitglieder des Zentralrates der Juden in Deutschland lassen ihre Mandate zurzeit ruhen.