Wanderausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa
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Um 1400 wandte sich der in Prag wirkende Prediger Jan Hus gegen bestehende kirchliche Missstände und prangerte etwa den Ablasshandel an. Er nahm vieles vorweg, was später Luther kritisieren sollte. Seine Nachfolger waren die Utraquisten, die das Abendmahl in beiderlei Gestalt (sub utraque specie), also mit Brot und Wein, feierten.

Eine weitere Gruppe hussitischen Ursprungs waren die Böhmischen Brüder, die sich von den meist kriegerischen Hussiten abwandten. Sie führten ein gewaltfreies Gemeindeleben in Armut und mit Laienpredigern. Die oft verfolgten Gruppen konnten nur auf Gütern toleranter Adliger unterkommen.

Die Lehren Luthers verbreiteten sich in den böhmischen Ländern zunächst vor allem in den nördlichen und westlichen Grenzgebieten, später auch im multikonfessionellen Mähren. Hier wirkte auch die Täuferbewegungen der Hutterer.

Die evangelischen Stände Böhmens und Mährens legten zum eigenen Schutz 1575 die Confessio Bohemica vor, landesherrlich bestätigt erst 1609 mit einem Majestätsbrief Rudolfs II.

Nach der für die Protestanten verlorenen Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 setzte die Gegenreformation ein. Der böhmische evangelische Adel wurde vertrieben und durch katholische Herren aus den deutschen Ländern und Teilen des damaligen Habsburgerreichs ersetzt. Erst mit den Toleranzpatenten Kaiser Josephs II. von 1781 konnten Protestanten wieder öffentlich in Erscheinung treten. Allerdings mussten sie sich entweder zur lutherischen oder zur reformierten Konfession bekennen. Die Glaubensrichtungen der Utraquisten und der Böhmischen Brüder waren nicht vorgesehen.

Im Zuge der Nationalen Wiedergeburt im 19. Jahrhundert zeichneten tschechische Gelehrte das Bild des Hussitentums als Vorläufer demokratischer Bewegungen – in Abgrenzung zur habsburgischen katholischen Herrschaft. Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 schlossen sich die tschechischen Lutheraner und Reformierten zur Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) zusammen. Aus der katholischen Kirche traten anderthalb Millionen Tschechen aus. Die meisten von ihnen traten in die 1920 gegründete Tschechoslowakische (Hussitische) Kirche ein.

Während der Okkupation Böhmens und Mährens durch das nationalsozialistische Deutschland wurden viele tschechische protestantische Geistliche und Gläubige verfolgt. In der Zeit des Kommunismus von 1948 bis 1989 wurden die Kirchen machtideologisch kontrolliert und stark bedrängt.

Tschechien ist heute weitgehend nicht kirchlich geprägt, mit 10,3 Prozent Katholiken, 9,4 Prozent Andersgläubige und gut 0,9 Prozent Protestanten (Angaben von 2011).

Stationen der Ausstellung

25. April bis 27. Juni 2021
Baptistengemeinde Freiberg i. Mähren/Příbor (Tschechien)

12. Juni bis 20. September 2020
Evang. Kirche Lundenburg/Břeclav (Tschechien)

20. Januar bis 13. März 2020
Gymnázium Voděradská, Prag (Tschechien)

23. September bis 31. Dezember 2019
Bayerische Staatsbibliothek München, Ostlesesaal

27. Juni bis 21. September 2019
Evang. Thomaskirche Dresden

20. bis 26.6.2019
Neues Augusteum, Leipzig

17.Mai bis 26. Juni 2019
Evang. Kirche Tschaslau/ČáslavČáslav (Tschechien)

1. April bis 10. Mai 2019
Stadtbibliothek Pilgram/Pelhřimov (Tschechien)

2. bis 31. März 2019
Evang. Kirche Lundenburg/Břeclav (Tschechien)

24.06. bis 22.07.2018, zusammen mit der Überblicksdarstellung
Universitätsmuseum Altdorf bei Nürnberg

10.06. bis 06.07.2018
Rathaus Mscheno (Wemschen)/Mšeno (Tschechien)

25.05. bis 15.07.2018
Internationale Begegnungsstätte, Kloster Speinshart

20.05. bis 06.06.2018
Evang. Kirche Leitomischl/Litomyšl (Tschechien)

17.05. bis 03.06.2018
Evang. Kirche des hl. Salvator, Prag (Tschechien)

10.12.2017 bis 15.1.2018
Evang. Kirche, Dvakačovice (Tschechien)

16.11. bis 19.12.2017
Evang. Kirche Taus/Domažlice (Tschechien)

19.11. bis 10.12.2017
Evang. Kirche, Pardubitz/Pardubice (Tschechien)

26.10. bis 12.11.2017
Evang. Kreuzkirche, Dresden

14.10. bis 15.11.2017
Stadtmuseum in der Alten Münze, Joachimsthal/Jáchymov (Tschechien)

7.10. bis 12.11.2017
Kaiserburg, Lauf a. d. Pegnitz

06.10. bis 08.10.2017
Evang. Jugendbegegnung, Gablonz a. d. Neiße/Jablonec nad Nisou (Tschechien)

23.09. bis 15.10.2017
Kirchensaal Ev. Gesamtgemeinde Königsfeld

06.09. bis 17.09.2017
Evang. Kirche der Böhmischen Brüder, Chrudim (Tschechien)

06.09. bis 27.09.2017
Evang. Kirche St. Martin in der Mauer, Prag (Tschechien)

29.08. bis 04.09.2017
Wittenberg, Weltausstellung der Reformation

19.08. bis 17.09.2017
Evang. Brüdergemeine Neudietendorf

15.08. bis 29.08.2017
Evang. Kirche, Podiebrad/Poděbrady (Tschechien)

06.08. bis 13.08.2017
Eisengebirge/Železné hory (Tschechien)

20.07. bis 30.07.2017
Evang. Kirche, Zlín (Tschechien)

17.07. bis 13.08.2017
Ev. Brüdergemeine Niesky

04.07. bis 15.07.2017
Evang. Kirche, Ober Böhmisch Rothwasser/Horní Čermná (Tschechien)

30.06. bis 02.07.2017
Evang. Kirche, Raudnitz an der Elbe/Roudnice nad Labem (Tschechien)

29.06. bis 15.07.2017
Evang. Kirche, Beraun/Beroun (Tschechien)

17.06. bis 29.06.2017
Evang. Kirche, Reichenberg/Liberec (Tschechien)

18.06. bis 13.07.2017
Evang. Brüdergemeine Herrnhut

09.06. bis 18.06.2017
Evang. Kirche der Böhmischen Brüder, Dobříš

31.05 bis 15.06.2017
Evang. (Rote) Kirche, Brünn/Brno (Tschechien)

21.05. bis 09.06.2017
Evang. Brüdergemeine Rixdorf, Berlin

16.05. bis 31.05.2017
Evang. Kirche, Budweis/České Budějovice (Tschechien)

11.05. bis 25.05.2017 
Jan-Evangelista-Purkyně-Universität, Aussig/Ústí nad Labem (Tschechien)

Wanderausstellung

Aus Anlass des 500. Jahrestags des Beginns der Reformation 2017 will das Deutsche Kulturforum östliches Europa mit mehreren Wanderausstellungen dieses Thema einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland und in den heute betroffenen Ländern ins Bewusstsein rufen: Sieben Ausstellungsmodule, meist mehrsprachig, werden sukzessive ab Herbst 2016 präsentiert. Durch den Verweis auf das östliche Europa soll zugleich dem Themenjahr »Reformation und die eine Welt« der Lutherdekade Rechnung getragen werden, das die europa- und weltweiten Bezüge des Reformationsgeschehens in den Mittelpunkt stellt.

Die Wanderausstellung »Reformation im östlichen Europa« besteht aus einer

sowie sechs Regionalmodulen:

Eine Wanderausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen des Jahresthemas 2017: Mehr als Luther. Reformation im östlichen Europa