Potsdamer Neueste Nachrichten • 19.01.2004
Wer weiß schon was Sausis bedeutet oder luty oder gar duben? Sausis ist litauisch und heißt Januar, luty ist polnisch für Februar, und duben tschechisch für April. Acht Länder Mittelosteuropas treten in diesem Jahr der Europäischen Gemeinschaft bei, neben den genannten sind es Ungarn, Slowenien, die Slowakei, Lettland und Estland. Seit jeher Regionen der sprachlichen, kulturellen und religiösen Vielfalt, und seit jeher eng auch mit der deutschen Geschichte verbunden.
Deutschland profitierte in der Vergangenheit von seinen östlichen Nachbarn, gemeinsamer Handel blühte auf, dynastische und politische Verbindungen schufen ein enges Verhältnis. Im östlichen Mitteleuropa haben in vergangenen Zeiten Deutsche gelebt, am kulturellen Leben teilgenommen und die Geschichte mitgestaltet. Bis der von Deutschland ausgegangene Zweite Weltkrieg dieser einzigartigen Kulturlandschaft schwerste Wunden zugefügt hat, sie stellenweise sogar gänzlich zerstörte. Mit der EU-Osterweiterung entsteht nun die Chance, gemeinsam mit den »neuen« Nachbarn als verbindend zu entdecken, was teilweise aus dem Geschichtsbild verdrängt wurde oder in Vergessenheit geraten war.
Das in Potsdam ansässige Kulturforum östliches Europa hat einen anschaulichen Weg gefunden, die Verbindungen zu den östlichen Nachbarn das ganze Jahr über ins Gedächtnis zu rufen. Mit ihrem diesjährigen Kalender öffnen sie die Welt der deutschen Spuren in Osteuropa. Und das sogar vielsprachig: Monate, Wochentage und Ortsbeschreibungen finden sich immer auch in der jeweiligen Landessprache.
Das Jahr beginnt mit Thomas Manns Haus in Nidden, dem heutigen Nida in Litauen. Wir erfahren von der Begeisterung des Autors für die damals ostpreußische Kurische Nehrung und davon, dass das Holzhaus heute eine internationale Begegnungsstätte für Kultur und Wissenschaft ist. Nach einem Zwischenstopp auf dem wundervoll renaissance- und barockverliebten Marktplatz des tschechischen Telč (ehemals Teltsch) im April geht es im Mai in das ungarische Pécs, das einstige Fünfkirchen. Hier erfahren wir, dass der Name wohl auf fünf frühchristliche Kapellen aus der römischen Zeit zurückgeht, die man bei der Christianisierung als Kirchen nutzte. Mitte des 18.Jahrhunderts war die Stadt Zentrum einer der am dichtesten von deutschsprachigen Siedlern bewohnten Regionen Ungarns, der »schwäbischen Türkei«. Im Dezember schließlich landen wir im ehemals ostpreußischen Karnitten, dem Anwesen, das im 14. Jahrhundert dem Deutschen Orden unterstand und heute nebelumwoben im polnischen Karnity beheimatet ist.
Für PNN-Leser gibt es auf den Kalender 50 Prozent Rabatt. Er kostet 2,50 Euro bei Selbstabholung im Deutschen Kulturforum östliches Europa (bei Versand plus 1,50 Euro) Bestellung über
- Kalendarische Reise
Der Originalartikel in der Online-Ausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten