Zwei neue Bücher des »Kulturforums«
Rüdiger Braun
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Auch über das Rathaus in Breslau weiß der bald erscheinende literarische Reiseführer einiges zu erzählen.

Artikel, Sonderseite der Märkischen Allgemeinen Zeitung, 22.12.2003

Vorträge, Ausstellungen und Konferenzen sind zwar ein unersetzlicher Bestandteil der Erwachsenenbildung. Aber Geschichte und Kultur einer Region erschließen sich unmittelbar, wenn man sie vor Augen hat. Das ist auch der Grund für zwei neue Publikationen, die unter Federführung des Kulturforums östliches Europa ab Januar erscheinen werden.

So führt der reich bebilderte Literarische Reiseführer Breslau von Roswitha Schieb ausgehend vom Marktplatz mit dem Alten Rathaus in sieben Stadtspaziergängen durch das alte und gegenwärtige Breslau. Er umfasst eine vom Mittelalter bis in die Gegenwart reichende Periode der heute polnischen Stadt. »Es wird die Geschichte, die Kulturgeschichte und die Kunstgeschichte dargestellt und anhand von literarischen Beispielen klar gemacht«, so die Leiterin des Kulturforums Hanna Nogossek. Beim Blick auf die Ratskanzlei erfährt man etwas vom Stadtschreiber Peter Eschenloer, der Mitte des 15. Jahrhunderts über das politische Leben, aber auch über Katastrophen Breslaus schrieb. Für das Jahr 1464 vermerkt Eschenloer: »Es hatte durch alle Christenheit die Pestilenzia getragen.« Wandert man weiter, landet man urplötzlich in der literarischen Welt des 19. Jahrhunderts und kann die Stadt Breslau aus der Sicht Veitl Itzigs, der Hauptfigur aus Gustav Freytags Roman Soll und Haben, betrachten.

Der Kulturhistorische Reiseführer Das schlesische Elysium des Kunsthistorikers Arne Franke schließlich führt durch das Hirschberger Tal im Riesengebirge. Er soll besonders Berlinern und Brandenburgern wieder Geschmack auf eine Region machen, die schon zu Kaisers Zeiten ein beliebtes Ausflugziel in die Sommerfrische war. »Es ist eine wunderschöne Landschaft mit vielen Schlössern aus dem 19. Jahrhunderts«, so Nogossek. Baumeister wie Schinkel und Stühler haben dort gewirkt, ebenso wie der Gartenarchitekt Lenné. »Beide Bände sollen ein breites Publikum erreichen«, erklärt die Leiterin des Kulturforums, in deren Händen die Endredaktion lag. »Sie sind wissenschaftlich fundiert und von Fachleuten geschrieben, aber so, dass sie auch ein breites Publikum versteht.«

Als nächstes will das Kulturforum die Geschichte des östlichen Europas in Form von Karten auf dem Internet vorstellen. Dazu soll eine CD-Rom erscheinen, die besonders in Schulen als Lehrmaterial eingesetzt werden könnte.