Ein neuer Reiseführer zeigt die Schätze der Kulturhauptstadt Fünfkirchen/Pécs
Kerstin Stark

Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien • 04.06.2010

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der adz.

Fünfkirchen/Pécs in Ungarn ist in diesem Jahr europäische Kulturhauptstadt. Dazu passend ist nun der Kulturreiseführer Fünfkirchen/Pécs – Ein kunstgeschichtlicher Rundgang durch die Stadt unter dem Mecsek-Gebirge erschienen. Der Band ist Teil der Reihe Große Kunstführer in der Potsdamer Bibliothek östliches Europa und wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum herausgegeben.

Im ersten Teil des übersichtlich gehaltenen Buches gibt der Autor Tamás Aknai zunächst einen historischen Überblick über Fünfkirchen, über die erste Besiedlung durch die Kelten zur Zeitenwende und die Anfänge als Stadt unter den Karolingern im 9. Jahrhundert, bis Fünfkirchen schließlich im 10. Jahrhundert von den Magyaren erobert wurde, bevor es 1543 dann für fast anderthalb Jahrhunderte unter osmanischer Besatzung stand. Seit Anbeginn des ungarischen Reiches war Fünfkirchen Bischofssitz,1367 gründete König Ludwig I. hier Ungarns erste Universität.

Eine Zäsur in der Stadtentwicklung mit nachhaltiger Veränderung für die Einwohnerstruktur bedeutete der Faschismus samt seiner Nachwirkungen. Die jüdische Bevölkerung wurde 1944 in die Vernichtungslager deportiert, ein Jahr danach kam es zur Vertreibung der deutschen Einwohner. Ein positiver Impuls ging von der Stadt für den ungarischen Volksaufstand aus, die Bewegung nahm 1956 hier mit einer von Studenten organisierten Großversammlung ihren Anfang. Am 4. November setzten die sowjetischen Panzer dann der behutsam entwickelten Offenheit und kulturellen Vielschichtigkeit ein jähes Ende. Viele Menschen flohen vor den Repressalien in die Berge und versuchten von hier aus, die sowjetischen Truppen zu bekämpfen. Das Denkmal auf dem Platz der Revolution soll an diese Menschen erinnern.

Der Band führt durch die Stadt entlang der Rubriken »Religiöses Zentrum« und »Bürgerliches Zentrum«. Auch die Stadtmauern und der Stadtteil Tettye mit Umgebung bekommen jeweils ein Kapitel. Das bedeutendste Denkmal der Stadt ist der Dom St. Peter und Paul. Seine Errichtung dauerte fast 100 Jahre, im Laufe der Zeit wurde die Kirche mehrmals erweitert und in Teilen den wechselnden Epochen angepasst. Der Bestimmung als Kunstführer entsprechend geht der Band ausführlich auf den Kirchenbau selbst ein, auf die Innen- wie Außengestaltung des Doms, und die Baustile seiner einzelnen Bestandteile.

Die kunstgeschichtlichen Fakten sind dabei eingebettet in historische Hintergrundinformationen zu den Entwicklungen und architektonischen Veränderungen unter den wechselnden Machthabern und Epochen. So entspricht der Grundriss des Doms dem in Ungarn im 11. Jahrhundert verbreiteten Baustil, mit einer fünfschiffigen Unterkirche und der dreischiffigen Basilika als Oberkirche, an deren vier Ecken sich jeweils ein Turm befindet.

Die Innenwände waren zunächst mit romanischen Plastiken bestückt, im 14. Jahrhundert wurden die Wände dann mit Fresken im gotischen Stil versehen. Weitere Veränderungen folgten, bis der Architekt des Ungarischen Nationalmuseums, Michael Pollack, Mitte des 19. Jahrhunderts die Kirche grundlegend umgestaltete. Ähnlich ausführlich wie dem Dom widmet sich der Autor auch den weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt, den Museen, den römischen Denkmälern und dem frühchristlichen Mausoleum sowie den architektonischen und historisch relevanten Perlen der Innenstadt und Umgebung. Zu allen Stationen und Erläuterungen gibt es prägnante Fotos und Bilder.

Der Kulturreiseführer bietet zahlreiche und gut gewählte Bilder, sowie ausführliche Erläuterungen und Beschreibungen aus einer kunsthistorischen Perspektive, ohne sich zu sehr im Detail zu verfangen. Der Leser bekommt so fundierte Informationen zur Architektur und Kunst- und Kulturgeschichte Fünfkirchens.

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    Der Originalartikel in der Online-Ausgabe der allgemeinen deutschen zeitung für rumänien