Das südungarische Pécs ist trotz Krise entschlossen, eine grenzenlose Kulturhauptstadt zu werden
Ingeborg Ruthe
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Berliner Zeitung • 30.06.2009

[…] Straße an Straße, Tür an Tür leben die Deutschen mit Ungarn, Kroaten, Serben, Slowenen, Ukrainern, Armeniern, Griechen, Kroaten, Bulgaren. Und mit vielen Roma, die sich selbstbewusst Zigeuner nennen und sich wundern, wieso das in Westeuropa als Diskriminierung gilt. In Pécs gibt es eine Universität für 35 000 Studenten, auch mit deutschem Lehrstuhl, sowie 50 Schulen, staatliche, kirchliche und private. Das deutsche Gymnasium hat einen deutschen Kindergarten. Deutsch ist neben Englisch die meistgelernte Zweitsprache. […] Die Gegend heißt »Schwäbische Türkei«, weil vor bald 300 Jahren viele Deutsche, darunter auch Schwaben, siedelten, und weil das Grenzgebiet nahe der Donau, dieses »Tor zum Balkan«, einstmals in Osmanenhand gewesen ist. Im 17. und 18. Jahrhundert – das berichtet im Lenau-Literaturhaus der donauschwäbische Historiker und Leiter des Lenau-Vereins, Johann Habel – hatten die habsburgischen Kaiser für die Wiederbevölkerung des entseelten Südungarn nach der kriegerischen Türkenherrschaft gesorgt. Bauern und Handwerker vornehmlich aus den südwestlichen Reichsgebieten siedelten sich an. […]


Der Artikel entstand im Anschluss an eine Informationsreise Mitte Juni 2009 nach Pécs/Fünfkirchen, die das Deutsche Kulturforum östliches Europa für Medienvertreter organisiert und begleitet hat.