Das Deutsche in der tschechischen Literatur
Sarah Houtermans
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Radio Prag • 28.12.2008

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Auch nach 1989 blieben das Unrecht der Vertreibung und die deutschen Nachbarn lange Zeit eine Leerstelle. Anders als im Nachbarland Polen trauten sich die Autoren nicht an das Thema. Warum?
»Meine Theorie ist, dass das Thema tabuisiert war, weil es im Gegensatz zu Polen keinen Bevölkerungstransfer gab. In Polen zogen Leute aus dem Osten in die Häuser der Deutschen, das war eine Lebensnotwendigkeit. In der Tschechoslowakei ist fast ein Viertel der Bevölkerung vertrieben worden, aber man brauchte ihre Häuser nicht. Man hat sie als Wochenendhäuser für sich genommen. Da entsteht so eine Scham, dass man überhaupt nicht darüber sprechen kann. In meiner Vorstellung hat jeder vierte Tscheche in einem deutschen Bett geschlafen und von deutschem Geschirr gegessen. Das zuzugeben ist wahnsinnig schwierig«, erklärt Eva Profousová. […]