Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien • 31.08.2007
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien.
Der deutsche Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Arne Franke stellte am vergangenen Samstag sein neuestes Buch Hermannstadt/Sibiu – Ein kunstgeschichtlicher Rundgang durch die Stadt am Zibin im Friedrich-Teutsch-Haus vor. Anders als bereits existierende Reiseführer, präsentiert dieses Buch nicht die besten Übernachtungsmöglichkeiten oder Restaurants der Stadt, sondern befasst sich mit Hermannstadts architektonischer Geschichte und Gegenwart.
Dem einleitenden Geschichtsüberblick, der von dem siebenbürgischen Historiker Dr. Harald Roth verfasst wurde, folgt eine sehr detaillierte Betrachtung der evangelischen Stadtpfarrkirche. Grundrisse, Fotografien aus heutiger Zeit, aber auch Illustrationen aus dem 19. Jahrhundert, die größtenteils aus dem Bestand des Brukenthalmuseums und dem Archiv des Friedrich-Teutsch-Hauses stammen, veranschaulichen die Baugeschichte sowie die architektonischen Besonderheiten des Gotteshauses im Außen- und Innenbau. Im Weiteren findet der Leser sechs kleine Stadtspaziergänge, die jedoch auch in einen großen Rundgang vereint werden können: Von der Heltauer Gasse zum Großen Ring, durch die Seitenstraßen des Großen Rings, über den Kleinen Ring und Huetplatz zur orthodoxen Kathedrale, durch die Unterstadt und schließlich die Stadtmauer entlang. Auch in diesem Teil des Buches veranschaulichen viele aktuelle Fotografien im Vergleich mit Bildern aus der Vergangenheit die Entwicklung Hermannstadts. Eine Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene kolorierte Lithographie zeigt beispielsweise den Großen Ring mit dem Nepomuk-Denkmal, während sich auf einer heutigen Abbildung des selben Ortes kein Nepomuk, stattdessen aber die ehemalige Bodenkreditanstalt, heute das Rathaus, erkennen lassen.
»Hermannstadt kann sich mit echten Federn schmücken!«, so Ministerialdirigent i. R. Winfried Smaczny, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Kulturforums östliches Europa, über den kulturellen Wert der hiesigen Baudenkmäler zu Beginn der Buchvorstellung. Autor Franke erzählte, wie er bei seinem ersten Besuch in Hermannstadt 1993 den Mund vor lauter Staunen überhaupt nicht mehr habe zumachen können: »Für mich als Denkmalpfleger war die Stadt ein absolutes Dorado!« Der Architekturhistoriker hatte sich nach der politischen Wende Anfang der Neunziger auf den Weg in das für ihn bislang unbekannte Gebiet des »Wilden Ostens« gemacht und Kunstgeschichte vorgefunden, die, so Franke, noch unberührt vom Konsum gewesen sei. Seither hat er die Restaurierungen schlesischer Schlösser im Hirschberger Tal und die Instandsetzung der Görlitzer Altstadt mitgestaltet und mit Ausstellungen und der Veröffentlichung eines Handbuchs begleitet.
Auf Anfrage des Deutschen Kulturforums östliches Europa, das bereits diese Projekte unterstützt hatte, kam Franke schließlich die Idee, auch Siebenbürgen näher zu betrachten und dessen Kunstgeschichte in handlichen Reiseführern für Touristen zugänglich zu machen. Neben dem Stadtführer über Hermannstadt werden im nächsten Jahr darum weitere Bücher Frankes im Schnell-und-Steiner-Verlag veröffentlicht werden. Das wehrhafte Sachsenland wird eine Auswahl von 150 Kirchenburgen vorstellen, darunter ganz bewusst auch sehr kleine, abgelegene Bauten. Dieses Buch soll auf den drohenden Verfall dieser Baudenkmäler aufmerksam machen und im Verlag des Deutschen Kulturforums erscheinen.
- Kunsthistorisches Hermannstadt
Der Originalartikel in der Online-Ausgabe der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien