Märkische Oderzeitung • 12.04.2005
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Märkischen Oderzeitung
Frankfurt (Oder) (MOZ). Die öffentlichen Montagsvorlesungen an der Europa-Universität haben sich zum echten Anziehungspunkt für viele interessierte Bürger entwickelt. Im gerade eröffneten Sommersemester wird wieder ein spannendes Themenfeld behandelt.
Hatten sich die Viadrina-Wissenschaftler vor einem Jahr anlässlich der Erweiterung der Europäischen Union mit der Geschichte des Europa-Gedankens beschäftigt, und ging es im vergangenen Semester um die »DDR nach 15 Jahren«, so steht ab kommenden Montag die Wahrnehmung des europäischen Ostens durch die Deutschen auf dem Programm. Es geht dabei um eine Beziehung, die durch die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs unterbrochen beziehungsweise radikal verändert wurde und die sich nach den Veränderungen von 1989 erst langsam wieder aufbaut.
Zu der vom Osteuropa-Historiker Karl Schlögel gemeinsam mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa – einer Einrichtung mit Sitz in Potsdam – konzipierten Reihe konnten sehr prominente Referenten gewonnen werden. So werden sich unter anderem die Außenpolitik-Experten Gernot Erler (SPD) am 6. Juni und Wolfgang Schäuble (CDU) am 15. Juni mit dem »unverstandenen Russland« und der Europäischen Ostpolitik beschäftigen, währenddessen Jens Reich den Blick darstellen wird, den die DDR und ihre (Ex-) Bürger auf die Nachbarn im Osten hatten und haben.
»Nicht nur der Osten kehrt nach Europa zurück, wie häufig missverständlich gesagt wird – denn er war immer in Europa – sondern der Westen macht sich erneut mit einer Welt bekannt, aus der er herausgefallen oder ausgeschlossen war«, beschreibt Karl Schlögel die Entwicklung, die hier näher untersucht werden soll. Zwar könnte man ihm entgegen halten, dass die DDR nach 1949 zu den östlichen Nachbarn in einer engeren Beziehung stand, als zur Bundesrepublik. Spätestens mit der Wende von 1989 zeigte sich jedoch, auf welch brüchigem und durch Unwissenheit gekennzeichnetem Fundament die so genannte »Freundschaft der sozialistischen Bruderstaaten« aufgebaut war.
Weitere Themen der Reihen sind die Wiederbegegnung mit ehemaligen deutschen Gebieten wie etwa Schlesien und Ostpreußen, über die die Journalistin Maria Frisé und die Autorin Ulla Lachauer aus persönlicher Sicht sprechen werden. Reizvoll dürften auch Vorträge des ehemaligen Russland-Korrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Markus Wehner, und des Autoren Wolfgang Büscher sein, der eine Fußwanderung von Berlin nach Moskau in einem Buch beschrieben hat. »Die Reihe soll auch über Frankfurt hinaus wirken, die Viadrina noch mehr als einen Wissenschafts-Ort bekannt machen, den man besuchen muss, wenn es um das östliche Europa geht«, sagt Michael Hagemeister vom Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas.
Mit folgenden Veranstaltungen beginnt die neue öffentliche Vortragsreihe der Viadrina (jeweils 18.15 Uhr im Hörsaal 1 des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes):
- 18. April:
Karl Schlögel und Hanna Nogossek:
»Das östliche Europa im Blick der Deutschen« - 25. April:
Maria Frisé (Journalistin):
»Was bedeutet die schlesische Heimat, wenn sie verloren ist?« - 02. Mai:
Jens Reich:
»Die ungeliebten Nachbarn« (Das östliche Europa aus der DDR gesehen) - 11. Mai (Mittwoch):
Wieland Ramm (TU Kaiserslautern):
»Die alte Weichselbrücke in Dirschau – Denkmal der europäischen Technik- und Zeitgeschichte«
- www.moz.de
Die Online-Ausgabe der MOZ
- Das östliche Europa im Blick der Deutschen
Vortragsreihe an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) • Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der Professur für Geschichte Osteuropas an der Europa-Universität Viadrina und des Deutschen Kulturforums östliches Europa