Königsberger Express • 19.01.2005
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Königsberger Express
In der Staatlichen Universität Kaliningrad wurde am 9. Dezember 2004 die russischsprachige Ausgabe des Buches Zeugnis vom Untergang Königsbergs von Michael Wieck öffentlich vorgestellt. Der Autor kam eigens für diese Präsentation aus Deutschland nach Kaliningrad.
Herausgegeben wurde der Titel bereits im vergangenen Juni vom Hyperion-Verlag in St. Petersburg. Wiecks Buch hat inzwischen dankbare Leser sowohl in Deutschland als auch in Russland gefunden.
Michael Wieck hat vor vielen Jahren sein Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Ein ›Geltungsjude‹ berichtet veröffentlicht. Er stellt die Zeit der Verfolgung durch die Nazis in seiner Heimatstadt dar – einer Stadt, die heute zu Russland gehört und Kaliningrad heißt. Doch darüber hinaus musste er den Einmarsch der Roten Armee in die Stadt erleben sowie die Jahre danach, in denen er ein weiteres Mal zu den Verfolgten gehörte: Er war ja Deutscher. Diese doppelte Verfolgung ist besonders tragisch. Zu Wiecks Größe gehört, dass die Verfolgung keinen Hass alles Deutsche und Russische hinterließ. Erst 1948 ließen ihn die Russen nach Deutschland ausreisen. Er war nicht nur der letzte Jude von Königsberg, denn alle anderen waren zuvor in die Todeslager »verschickt« worden (als so genannter Geltungsjude stand er unter einem gewiss Schutz, weil sein Vater »Arier« war), sondern er war auch einer der letzten Deutschen, die Königsberg mit Viehwaggons verließen..
Nach diesen schrecklichen Erlebnissen knüpfte Wieck an seine frühe Kindheit an. Er stammt aus einer berühmten Familie. Seine Vorfahrin ist Clara Schumann-Wieck, seine Eltern waren Mitglieder des damals berühmten »Königsberger Streichquartetts«, und er lernte früh Geige spielen. Nach 1948 konnte er eine Karriere als Geiger einschlagen, spielte in berühmten Orchestern und war zuletzt 1. Kapellmeister des Stuttgarter Kammerorchesters unter Karl Münchinger. Heute reist er durch Europa – auch durch russische Städte –, um sein ungewöhnliches Schicksal zu vermitteln. »Er muss Zeugnis geben«, wie Siegfried Lenz, einer der bedeutendsten Schriftsteller der Nachkriegszeit, in dem Vorwort zu seinem Buch schreibt. Wiecks Botschaft, sein Schicksal sei eine Mahnung für den Frieden und der könne nur erhalten werden, wenn »das Wissen um das Geschehene und die Botschaft der Toten« nicht in Vergessenheit gerate – diese Botschaft will Wieck auch in Kaliningrad vermitteln.
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Der Königsberger Express im Internet • Der Artikel ist in der Online-Ausgabe nicht enthalten