Ausstellung im Schloss Caputh: Schlösser und Gutshäuser im ehemaligen Ostpreußen
Klaus Büstrin
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Das Schloss von Schlobitten in Ostpreußen ist heute nur noch eine Ruine. Der polnische Fotograf Mirosław Garniec fotografierte das einstige Bauwerk für eine Ausstellung, die Schlösser und Gusthäuser im ehemaligen Ostpreußen zeigt. Die Schau wird heute um

Potsdamer Neueste Nachrichten • 24.07.2004

»Aber wir missen doch zurick, Siechmunt, wir missen, weil alles auf uns wartet: die Bäume und Seen, und der Schlossberg und die Felder und der Fluss, der die Flöße trägt. Nein Simon, sagte ich, wir werden nicht mehr erwartet dort in Lucknow, die anderen, die uns hätten erwarten können, es gibt sie nicht mehr.« So kann man es in Siegfried Lenz’ unvergleichlich melancholischem Roman Heimatmuseum lesen. Er spielt in Ostpreußen. Wohl kaum eine andere Region Europas wurde von der Geschichte so heimgesucht wie diese, und kaum eine andere wird heute von der Vergangenheit so stark geprägt.

Das Deutsche Kulturforum östliches Europa, das in Potsdam zu Hause ist, beschäftigt sich mit der Geschichte von Gebieten im östlichen Europa, in denen Deutsche ihre Heimat hatten und haben. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema ist für das Forum eine Selbstverständlichkeit. Eine Ausstellung zum Thema »Schlösser und Gutshäuser in Ostpreußen« wird heute in Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Barockschloss Caputh eröffnet. Konzipiert und eingerichtet wurde die Exposition, die auf Wanderschaft geht, vom Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen.

Die Identität stiftenden Schlösser und Gutshäuser mussten in Folge des Zweiten Weltkrieges von ihren Besitzern verlassen werden, wurden zerstört, andere erfuhren im Polen zu Zeiten des Sozialismus eine andere Nutzung oder verfielen. Nach der politischen Wende haben sich vor allem junge Polen der Geschichte und den oftmals kostbaren Bauten in den Orten, in denen sie wohnen, zugewandt. Es wurden Vereine gegründet, in denen man kontinuierlich der Historie auf den Grund gehen möchte. Hin und wieder findet man auch neue Schlossherren, die die alten Bauten rekonstrieren oder sanieren. Zumeist werden in ihnen Hotels eröffnet.

Die Ausstellung zeigt Schlösser und Gutshäuser des ehemaligen südlichen Ostpreußen, das heute zu Polen gehört. Mirosław Garniec hat sehr stimmungsvolle Bilder fotografiert, in denen das Licht den historischen Gebäuden und der Landschaft eine besondere Atmosphäre verleiht. Die Auswahl der Bilder, der Fototext und das umfangreiche und kenntnisreiche Begleitbuch stammen von der Kunsthistorikerin Małgorzata Jackiewicz-Garniec. 329 Herrensitze hat sie in dem Buch beschrieben, doch nur rund 30 können in der Galerie am Schloss aus Platzgründen gezeigt werden. Beispielsweise Schlobitten. Es gehörte historisch und künstlerisch zu den bedeutendsten Schlössern Ostpreußens. Heute findet man dort nur noch eine Ruine. Die einst eindrucksvolle Anlage (1696–1704) gehörte der Familie von Dohna, die die erste Rolle in Ostpreußen spielte. Hier machte 1705 König Friedrich I. Station. Aus diesem Anlass wurden einige Räume so prunkvoll wie möglich umgestaltet. Auch Wilhelm II. kam ebenfalls nach Schlobitten zu Besuch. Jagdausflüge waren der Anlass. Der Architekt Jean de Bodt erbaute das Schloss Schlodien (1701–1704), das ebenfalls den Dohnas gehörte. Das Gebäude, das nach 1945 als Lager benutzt wurde, brannte 1986 völlig aus.

Schloss Dönhoffstädt (1709–1714) ist ein Bauwerk von imponierender Breitenwirkung - ein ostpreußisches Versailles. Es bildete zur Zeit Friedrich Wilhelms IV. das geistige Zentrum Ostpreußens. Gut, dass nach 1945 ins Schloss eine Schule für Landwirte einzog. So wurde es vor dem Verfall geschützt. Jetzt hat die Anlage wieder einen Privatbesitzer,der eine Sanierung des Schlosses anstrebt.

Die Fotos in der Schau zeigen die Herrensitze um 1995. Gern würde man als Gegenüberstellung Bilder sehen, die den Zustand der Schlösser vor 1945 dokumentieren. Dennoch: Die Bilder zeigen einen schwachen Abglanz einer untergegangenen Welt, die zur deutschen und nun auch polnischen Geschichte gehört.


Ausstellung im Schloss Caputh bis 26.9., Di bis So 10 – 17 Uhr, Begleitbuch 29,– €.