Teil I | Odessa, 30. bis 31. März 2012
Nach dem Einführungsworkshop, der am 30. und 31. März 2012 in Odessa stattfand, und nach einigen weiteren Wochen, in denen die Studierenden aus Odessa an ihren Projekten gearbeitet hatten, schloss sich der zweite Teil des Projekts, der Besuch in Baden-Württemberg an.
Ziel dieses zweiten Projektteils war es zum einen, den Studierenden aus Odessa die Möglichkeit zu bieten, einem interessierten Publikum in Stuttgart die Arbeitsergebnisse ihrer Forschungsvorhaben zu präsentieren. Andererseits sollten die Gäste aus Odessa einen Einblick in das Leben und die Kultur jener Region erhalten, aus der vor bis zu 200 Jahren zahlreiche Menschen in Richtung Schwarzes Meer ausgewanderten waren. Dieser Projektteil wurde im wesentlichen vom Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg organisiert und durchgeführt.
Die Gruppe kam über Kiew und Frankfurt/M. nach Stuttgart und begann den Aufenthalt gleich mit einem intensiven Besichtigungs- und Informationsprogramm. Am Anfang stand das Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Dr. Nicole Bickhoff, die leitende Archivdirektorin, stellte die Aufgaben und Funktionen des Archivs persönlich in einem Einführungsvortrag dar und führte die Gästen dann durch Katalog- und Lesesaaal sowie einige Magazinräume. Besonders interessant war der Besuch der Restaurierungswerkstatt, wo ein Mitarbeiter sehr anschaulich die Methoden der Papier-Restaurierung demonstrierte.
Nach einem Gruppenfoto vor dem Archiv ging es weiter in die benachbarte Staatsgalerie, wo die sehr kunstinteressierten Studenten und Dozenten aus Odessa den Rest des Tages verbrachten.
Der zweite Tag, der 28. August, war der arbeitsreichste Tag dieser Projektwoche. Morgens besuchte die Gruppe das Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien. Herr Ingo Isert, der ehrenamtliche Leiter des Museums führte durch die Sammlung und erzählte von der Geschichte der ab dem beginnenden 19. Jh. meist aus Südwestdeutschland nach Bessarabien ausgewanderten Siedler.
Für die Präsentation der Arbeiten der Studenten aus Odessa im Haus der Heimat hatte sich eine Gruppe von interessierten Gästen eingefunden: Studenten und Dozenten der Universität, Vertreter der russlanddeutschen Landmannschaft; auch Herr Isert vom Museum der Deutschen aus Bessarabien wollte sich nicht entgehen lassen, was die ukrainischen jungen Forscher zu berichten hatten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses der Heimat hatten mit Kuchen und Getränken dafür gesorgt, dass die Vortragenden und die Zuhörer den geistig gehaltvollen Nachmittag durchhielten.
Die Studenten und Doktoranden aus Odessa hatten Präsentationen in russischer Sprache vorbereitet, die konsekutiv ins Deutsche übersetzt wurden. (Freilich verstanden offenbar viele Teilnehmer im Publikum auch die russischen Ausführungen.) Deutsche Zusammenfassungen der Projektpräsentationen finden Sie hier.
Mit großem Interesse und sichtlich beeindruckt nahmen die Gäste die insgesamt acht Kurzvorträge zur Kenntnis. Anschließend wurde noch ausführlich diskutiert. Die Dozenten aus Odessa berichteten noch kurz vom Workshop, der im März in Odessa durchgeführt worden war, und gaben der Hoffnung Ausdruck, die begonnenen wissenschaftlichen Projekte der jungen Forscher weiter unterstützen zu können.
Der nächste Tag der Projektwoche war zunächst einem Besuch im Haus der Geschichte Baden-Württemberg gewidmet. Hier beeindruckte nicht nur eine kenntnisreiche Spezialführung zum Thema Migration die Besucher, sondern vor allem die für die ukrainischen Gäste besonders interessante museumspädagogische Aufbereitung der Exponate und die Ausstellungsarchitektur.
Am Nachmittag stand ein Besuch bei der Robert Bosch Stiftung auf dem Programm. Zunächst wurde die Gruppe durch die geschichtsträchtige Bosch-Villa geführt, um anschließend durch die Gruppenleiterin Edith Wolf über die Arbeit der Robert Bosch Stiftung, besonders im Bereich Völkerverständigung informiert zu werden.
Die Projektwoche klang aus mit einem Ausflug nach Ulm. Der Besuch im Donauschwäbischen Zentralmuseum zeigte den Gästen aus Odessa die Geschichte der Auswanderer, die aus Süddeutschland Richtung Donaudelta ausgewandert waren. (Fotos). Es folgte ein Rundgang durch die Altstadt und in das Münster. Einige Unerschrockene scheuten nicht den Aufstieg auf den Münsterturm.
Das Resume wurde am Abend in der Stuttgarter Jugendherberge, die im Laufe der Woche ein sehr angenehmer Ausgangspunkt für alle Unternehmungen war, gezogen. Die Reise nach Stuttgart hat sich gelohnt. Dank an Frau Dr. Christine Absmeier und das Haus der Heimat!