Vorstellung des Lesebuchs »HinterNational – Johannes Urzidil« am 11. und 12. Oktober 2011 in Pilsen und Budweis
Klaus Johann und Tanja Krombach
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Gerhard Trapp, Vera Schneider und Klaus Johann Die Urzidil-Spezialisten Gerhard Trapp und Alena Kováříková im Gespräch. beide Fotos:
Ausstellung der Urzidil-Bestände der Bibliothek in Budweis Gerhard Trapp mit Miloš Minařík und Milada Minaříková beide Fotos:
Aufmerksame Zuhörer in der Südböhmischen wissen­schaft­lichen Bibliothek

Bis aus Klattau/Klatovy kam ein Zuhörer angereist, um den multimedialen Vortrag über Johannes Urzidil zu hören, dargeboten in der Westböhmischen Universität in Pilsen/Plzeň von Klaus Johann und Vera Schneider, den Herausgebern des Lesebuchs, und von Gerhard Trapp, dem Begründer Urzidil-Forschung. Im Publikum saßen unter anderem die Urzidil-Expertin Alena Kováříková, die auch im Buch mit einem Zitat über die Humanität der Gestalten des Prager Autors vorkommt. Die Vortragenden betonten den besonderen Bezug Pilsens zu Urzidils Biografie, liegt doch die Stadt unweit der Geburtsstätte Schippin/Šipín wie auch des Sterbeortes Weseritz/Bezdružice seines Vaters Josef Urzidil. Johannes Urzidil verbrachte oft seine Schulferien in der Region. Der deutschböhmische Schriftsteller ist so rund 72 Jahre nach seiner Vertreibung ins Exil durch die Nazis in die Heimat seines Vaters zurückgekehrt.

Am nächsten Tag kamen trotz strömenden Regens und einer Konkurrenzveranstaltung 45 Zuhörerinnen und Zuhörer aller Altersgruppen in die Südböhmische wissenschaftliche Bibliothek in Budweis/České Budějovice, um den Vortrag zu hören. Die Bibliothek hatte zu diesem Anlass eine Vitrine mit ihren zahlreichen Urzidil-Büchern hergerichtet.

Auch Budweis hat einen besonderen Urzidil-Bezug. Nicht weit entfernt liegen die mittlerweile auf Grund ihrer ehemaligen Grenzlage im abgeschirmten Bereich des ehemaligen Eisernen Vorhangs weitgehend verschwundenen Böhmerwalddörfer Glöckelberg/Zvonková und Josefsthal/Josefův Důl oder Josefodol. Hier hatten das Ehepaar Urzidil und einige Prager Künstlerfreunde in den 1930er Jahren ihre Sommerfrische verbracht. Beide Orte haben auch Eingang in Johannes Urzidils literarisches Werk. Zudem ist Budweis ein Zentrum der tschechischen Urzidil-Rezeption. In und um die Stadt leben die Urzidil-Übersetzer und -Herausgeber Jindřich Buben, Martin Gaži, Jan Mareš und Robert Sak.

Letzterer, bekannter Historiker an der Budweiser Universität, war ebenso der Einladung zu der Veranstaltung gefolgt wie Václav Bok, Germanist und langjähriger Herausgeber der traditionsreichen Zeitschrift germanoslavica, in der schon viele Beiträge über Urzidil erschienen sind. Budweis ist auch der Standort der Společnost Johannese Urzidila/Johannes-Urzidil-Gesellschaft, deren Vorsitzende, die renommierten Urzidil-Forscher Miloš Minařík (alias Vladimír Musil) und Milada Minaříková, ebenfalls gekommen waren.

Den Eindruck, den der lebendige multimediale Vortrag hinterließ, beschrieb eine Zuhörerin so:

»Als das Licht ausgeschaltet war und Urzidils Stimme über die Lautsprecher in den Raum erklang, war es, als säße er wahrhaftig mit am Tisch.«

 

HinterNational – Johannes Urzidil
Ein Lesebuch von Klaus Johann und Vera Schneider | Antologie Klause Johanna a Very Schneider

HinterNational – Johannes Urzidil
Ein Lesebuch von Klaus Johann und Vera Schneider | Antologie Klause Johanna a Very Schneider

Über ihre Zeit hinaus – Europäische Biografien
Jahresschwerpunkt 2011