Das Deutsche Kulturforum und die Martin-Opitz-Bibliothek widmeten der schillernden, barocken Persönlichkeit einen interessanten Abend in Herne
Ariane Afsari
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Wolfgang Kessler im Vortragssaal der Martin-Opitz-Bibliothek (MOB), dessen Direktor er ist. Aus einer Tagung, die 1997 anlässlich des 400. Geburtstages des schlesischen Barockdichters in der MOB veranstaltet wurde, ist ein dort erhältlicher Sammelband her
Autorin Roswitha Schieb bei ihrem Vortrag von Auszügen aus den Trostgedichten in Widerwertigkeit deß Kriegs.
Hier ein Abdruck des Opitzschen Gedichts carpe diem in einem Schulbuch.
Dass die deutsche Poesie dem Schlesier Martin Opitz viel zu verdanken hat, zeigte Klaus Harer auf – er demonstrierte dem Publikum, wie deutsche Verse ohne die Opitzsche Reform geklungen hätten.

An Martin Opitz ist nebem seinem berühmten Regelwerk, dem Buch von der deutschen Poeterey, vor allem seine ambivalente Lebensführung bemerkenswert: Loyal dem polnischen König dienend erwarb er sich durch zwischenzeitliche Dienste für den schwedischen König fast den Ruf eines Agenten, geadelt und als Dichterfürst gekrönt, lief er zeit seines Lebens Brotberufen und Gönnern hinterher, und selbst in religiösen Belangen handelte der Protestant eher nach dem Motto »cuius regio eius religio« denn aus gläubiger Überzeugung.

Dieser schillernden, barocken Persönlichkeit war am 15. September 2011 ein Abend in Herne gewidmet unter dem Titel »Wieder entdeckt – Martin Opitz«. Diese Kooperationsveranstaltung zwischen dem Deutschen Kulturforum östliches Europa und der Martin-Opitz-Bibliothek Herne gehörte zum diesjährigen Programmschwerpunkt des Kulturforums: »Über Ihre Zeit hinaus. Europäische Biografien«.

Alle drei Referenten des Abends in Herne kamen gebürtig nicht von weit her: Wolfgang Kessler, der anhand einer Karte den wechselvollen Lebenslauf des Martin Opitz von Bunzlau/Boleslawiec über Breslau, Heidelberg, Leyden, Jütland, Weißenburg/Alba Iulia und schließlich Danzig nachvollzog, stammt aus Hamm/Westfalen.

Roswitha Schieb, die anhand von vielen Zitaten berühmter Nachgeborener zeigte, welche Wirkung Martin Opitz mit seinem Werk bis heute immer wieder hatte, wurde in Recklinghausen geboren.

Der Dozent und Lehrer Joachim Wittkowski, der dem Publikum die Augen darüber öffnete, wie wenig Opitzsche Gedichte sich in den verschiedenen Lesebüchern für die Schule finden lassen – meist auch noch falsch zitiert, manchmal unter Missachtung bedeutungstragender Satzzeichen – hat seine Wurzeln in Wanne Eickel.

Klaus Harer moderierte den Abend und gab einen Einblick in die bleibende Leistung des Martin Opitz: seine Poetik und die daraus resultierenden Konsequenzen für die deutsche Dichtung.

Das Publikum zeigte sich in der anschließenden Diskussion vor allem an den nicht werkgetreu wiedergegebenen Gedichten von Martin Opitz in den Schulbüchern interessiert – vielleicht war das auch den noch nicht weit zurückliegenden Fällen falscher Zitierweisen in den Doktorarbeiten öffentlichkeitswirksamer Personen geschuldet.

Wieder entdeckt: Martin Opitz
Lesung und Gespräch mit Roswitha Schieb, Wolfgang Kessler, Joachim Wittkowski und Klaus Harer (Moderation) • Die Martin-Opitz-Bibliothek bittet um Anmeldung bis zum 10.9.2011

Über ihre Zeit hinaus – Europäische Biografien
Jahresschwerpunkt 2011