Eine Frage beantwortete Bernhard Schemmel, Präsident der international tätigen E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft mit Sitz in Bamberg, ganz deutlich: Nach der Beeinflussung oder sogar Veränderung seines Bildes vom Riesengebirge durch die Lektüre des Hoffmann-Lesebuchs befragt, sagte er, dass er jetzt endlich einmal hinfahren möchte. Herausgeber Peter Lachmann ging ausführlich auf die besondere Ironie Hoffmanns ein, die im Grunde aus dem »an einer Todeswunde kränkelnden Gemüt« (Hoffmann) komme und sich gerade im 2. Brief eindrucksvoll äußere in der phantastischen Beschreibung von Ereignissen während einer eigentlich banalen Mahlzeit in einem geschlossenen Raum, nämlich beim Mittagessen im Kurbad Warmbrunn/Cieplice.
Diesen Brief hatte zuvor der Schauspieler und Sänger Hans-Peter Struppe, seit 1992 am Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz, in einem Kostüm des 18. Jahrhunderts höchst ausdrucksvoll vorgetragen. Die dadurch stark herausgestellte Sprache Hoffmanns ließ einen Zuhörer die Vermutung äußern, die Eleganz seines Stils habe Hoffmann sich wohl vor allem bei seinem Aufenthalt in Warschau angeeignet, was der Herausgeber Peter Lachmann jedoch nicht bestätigen konnte, da über diese Zeit sehr wenig bekannt ist.
Dies klang bereits in seinem einführenden Vortrag an, bei dem Peter Lachmann vor allem auf die Konzeption des Lesebuchs einging, die sich ja auf die schlesienbezogenen Texte Hoffmanns beschränkt statt zum Beispiel die verschiedenen Aufenthalte Hoffmanns in Polen zu bündeln. Dieses Unterfangen hätte jedoch zwei wichtige Tatsachen ignoriert: Erstens, dass zu Hoffmanns Zeiten die Teile Polens, in denen er sich aufhielt, preußisch waren; zweitens, dass es aus diesen Lebensjahren kaum textliche Zeugnisse gibt – vor allem in Warschau war er, neben seiner Arbeit als Jurist, vor allem im musikalischen und kompositorischen Bereich tätig.
Nach einer Pause folgte der Film elixiere des teufels von 1972 von Ralf Kirsten nach der literarischen Vorlage von E. T. A. Hoffmann. Dieser, selbst nicht sehr religiös, war, wie Bernhard Schemmel bemerkte, durch den Besuch in einem Bamberger Kapuzinerkloster dazu inspiriert worden, Leben und Atmosphäre der Patres literarisch zu verarbeiten. Maximilian Eiden, Kulturreferent am Schlesischen Museum zu Görlitz, leitete zum filmischen Inhalt auch durch den Verweis auf Hoffmanns polnische Ehefrau Michalina über, deren katholischer Kalender wohl dafür gesorgt hatte, dass die serapionsbrüder“ sich nach diesem Heiligen am Tag ihres ersten (Wieder-)Treffens am 14. November benannten.
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E. T . A . Hoffmann in Schlesien • Buchpräsentation mit Peter Lachmann, Bernhard Schemmel und Hans-Peter Struppe • Filmvorführung »Die Elixiere des Teufels« (DDR/ČSSR 1972, Regie: Ralf Kirsten) • Anmeldung erbeten bis zum 19. Mai 2011
Über ihre Zeit hinaus – Europäische Biografien
Jahresschwerpunkt 2011