Mehr als 200 Besucher folgten der Einladung des Deutschen Kulturforums zur Veranstaltung ins Kulturhaus Berlin-Mitte
Gabriele Samietz
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Foto oben: S.E. Dr. Igor Corman, Botschafter der Republik Moldau Foto unten: S.E. Ihor Dolhov, Botschafter, und Kateryna Zelenko, Kulturattacheé der Ukraine
PD Dr. Ute Schmidt während ihres Vortrags über Die Ansiedlung deutscher Kolonisten in Bessarabien
Die Rolle der evangelischen Kirche in Bessarabien lautete das Thema des Referats von Dr. Cornelia Schlarb
Von links: PD Dr. Mariana Hausleitner, Dr. Vasile Dumbrava und Ingo Rüdiger Isert
Auf dem Podium und mit dem Publikum diskutierten (von links nach rechts): Prof. Dr. Klaus Bochmann, PD Dr. Ute Schmidt, Dr. Cornelia Schlarb, PD Dr. Mariana Hausleitner, und Ingo Rüdiger Isert
Mehr als 200 Teilnehmer füllten den Saal im Kulturhaus Berlin-Mitte
S.E. Dr. Igor Corman, Botschafter der Republik Moldau, während der Diskussion.
Auf der Leinwand: links das neue Buch bessarabien. deutsche kolonisten am schwarzen meer von Ute Schmidt, das kürzlich im Verlag des Deutschen Kulturforums erschienen ist.
Der Büchertisch des Deutschen Kulturforums östliches Europa
PD Dr. Marianna Hausleitner während ihres Referates Deutsche und andere Minderheiten in Bessarabien; auf der Leinwand Bulgarinnen im Bessarabien der 1930er Jahre alle Fotos auf dieser Seite:

In Zusammenarbeit mit dem Moldova-Institut Leipzig, dem Bessarabiendeutschen Verein e.V., Stuttgart, und dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. | Mit freundlicher Unterstützung durch die Botschaft der Republik Moldau in Berlin

Über 200 Personen fanden sich trotz Unwetterwarnungen am Sonnabend, dem 1. März 2008 im Kulturhaus Berlin-Mitte in der Auguststrasse zu der Veranstaltung »Bessarabien. Deutsche Kolonisten am Schwarzen Meer« ein. Die Teilnehmer, darunter viele ehemalige Bessarabiendeutsche, kamen nicht nur aus Berlin und Umgebung, sondern auch aus Hamburg, Göttingen, Heidelberg und Stuttgart. Anlass war das im Verlag des Deutschen Kulturforums östliches Europa (Potsdam) neu erschienene Buch bessarabien. deutsche kolonisten am schwarzen meer von Ute Schmidt. Die fünfstündige Veranstaltung wurde vom Deutschen Kulturforum östliches Europa organisiert, in Zusammenarbeit mit dem Moldova-Institut in Leipzig, dem Bessarabiendeutschen Verein e.V. in Stuttgart sowie dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas in München.

Die Botschafter der Republik Moldau und der Ukraine, S.E. Dr. Igor Corman und S.E. Ihor Dolhov, nahmen als offizielle Gäste an der Veranstaltung teil. Das Gebiet des ehemaligen Bessarabiens gehört heute sowohl zur Republik Moldau, als auch zur Ukraine. Nach den Grußworten der Botschafter eröffnete der Vorsitzende des Moldova-Instituts Leipzig, Prof. Dr. Klaus Bochmann die Veranstaltung. Vier Vorträge gaben Einblicke in die wenig bekannte Siedlungs-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte der Deutschen in Bessarabien und beleuchteten die interethnischen Beziehungen in dieser multinationalen Region sowohl in historischer als auch in aktueller Perspektive. Über Die Ansiedlung deutscher Kolonisten in Bessarabien referierte PD Dr. Ute Schmidt (Berlin), die selbst familiäre Wurzeln in Bessarabien hat. Mit Bessarabien und den deutschen Kolonisten befasst sich Ute Schmidt seit vielen Jahren. Seit der politischen Wende 1989 unternahm sie zahlreiche Reisen in die Republik Moldova (Moldau) und in den südwestlichen Teil der Ukraine. Neben etlichen Aufsätzen zum Thema Bessarabien liegen von ihr indessen zwei Bücher vor:

  • die deutschen aus bessarabien. eine minderheit aus südosteuropa (1814 bis heute)
    Böhlau-Verlag Köln/Weimar/Wien (dritte Auflage 2006).
    Für diese Arbeit hat Ute Schmidt zahlreiche lebensgeschichtliche Interviews mit Bessarabiendeutschen aus mehreren Generationen ausgewertet.

und die Neuerscheinung im Verlag des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam:

  • bessarabien. deutsche kolonisten am schwarzen meer
    ein Sachbuch zur Geschichte und Kultur der Deutschen in Bessarabien.

 

Die evangelische Theologin und Kirchenhistorikerin Frau Dr. Cornelia Schlarb (Ebsdorfergrund), die ebenfalls aus einer bessarabischen Familie stammt, sprach über Die Rolle der evangelischen Kirche in Bessarabien.Sie hat zahlreiche Beiträge zur bessarabischen Geschichte und Kirchengeschichte veröffentlicht und ist Mitherausgeberin des jahrbuchs der deutschen aus bessarabien. 2006 promovierte sie mit dem Thema Tradition im Wandel. Die ev.-luth. Gemeinden in Bessarabien 1814–1940 an der Philipps-Universität in Marburg. Die Dissertation ist 2007 im Böhlau-Verlag erschienen.

Die Osteuropahistorikerin PD Dr. Mariana Hausleitner (München) analysierte in ihrem Vortrag Deutsche und andere Minderheiten in Bessarabien die Beziehungen der Deutschen zu den anderen Bevölkerungsgruppen in Bessarabien. Mariana Hausleitner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas in München. Im Verlag dieses Instituts erschien 2005 ihr Buch deutsche und juden in bessarabien 1814–1941. zur minderheitenpolitik russlands und großrumäniens. Aber nicht nur von Deutschen und Juden ist in dieser Publikation die Rede, sondern auch von anderen in Bessarabien lebenden Ethnien, wie Bulgaren, Rumänen/Moldauern, Ukrainern, Russen u.a.

Der Historiker und Sprachwissenschaftler Dr. Vasile Dumbrava (Leipzig) fragte nach den Interethnischen Beziehungen in der Republik Moldova heute. Er stammt aus der Republik Moldau und weilte von 1995 bis 1996 als DAAD-Stipendiat an der Universität Heidelberg. Danach wechselte er an die Universität in Leipzig, wo er 2002 mit seiner Arbeit sprachkonflikt und sprachbewusstsein in der republik moldova. eine empirische studie in gemischtethnischen familien promovierte. Die Arbeit erschien 2004 im Verlag peter lang in Frankfurt a.M. Danach war Vasile Dumbrava wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) in Leipzig. Seit 2005 ist er stellvertretender Vorsitzender des Moldova-Instituts Leipzig.

Nach einer kurzen Kaffeepause wurde der Dokumentarfilm exodus auf der donau (NL 1998) von Péter Forgács gezeigt. Ute Schmidt und Ingo Rüdiger Isert, der Bundesvorsitzende des Bessarabiendeutschen Vereins in Stuttgart, gaben jeweils kurze Einführungen. Ute Schmidt informierte über die Bessarabiendeutschen und die nationalsozialistische Umsiedlungspolitik. Rüdiger Ingo Isert sprach über die Entstehungsgeschichte des Films und die Zusammenarbeit des Dokumentarfilmers Péter Forgács mit dem Bessarabiendeutschen Verein.

Der Film besteht aus zwei Teilen: 1939 charterten jüdische Flüchtlinge das unter ungarischer Flagge fahrende Schiff königin elisabeth, um von Bratislava über die Donau das Schwarze Meer und Palästina zu erreichen. Der ungarische Kapitän und Amateurfilmer Nándor Andrásovits hielt das Leben an Bord mit seiner Kamera fest. 1940 wurde die königin elisabeth wiederum angeheuert, diesmal um Deutsche aus Bessarabien die Donau aufwärts »heim ins Reich« zu bringen. Die historischen Amateuraufnahmen beider Fahrten sind erhalten geblieben und wurden 1998 von dem ungarischen Filmemacher Péter Forgács zu einem Film verarbeitet.

Nach dem Film hatten die Anwesenden die Möglichkeit, Fragen an die Referenten zu stellen; es ergab sich eine lebhafte Diskussion, die später bei einem Glas moldauischem Weines und ukrainischem Wodka fortgesetzt werden konnte. Wegen des großen Interesses wird die Veranstaltung am Donnerstag, dem 24. April um 14.00 Uhr in der Alten Nikolaischule in Leipzig wiederholt.

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