Das Deutsche Kulturforum östliches Europa war bereits zum zweiten Mal auf Einladung des Internationalen Zentrums, einer Kooperation der Frankfurter Buchmesse und des Auswärtigen Amtes – »Herz des interkulturellen Dialogs und Plattform für Literaturen aus aller Welt« (Frankfurter Buchmesse) – mit einem Gemeinschaftsstand in Halle 5.0 vertreten. Es präsentierte die populärwissenschaftlichen Sachbücher, Text-Bildbände und belletristischen Titel des Kulturforums gemeinsam mit den Publikationen der Arbeitsgemeinschaft Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, der insgesamt 15 Institutionen und Museen angehören. Die Lage des Stands zwischen Verlagen und Kulturinstituten aus Ländern wie Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Slowenien und direkt gegenüber des Übersetzerzentrums erwies sich erneut als äußerst günstig, um fachkundige Leser, Autoren, Verleger und Kulturmittler anzuziehen. Insgesamt waren rund 285.000 Besucher zur 58. Frankfurter Buchmesse gekommen, an der sich mit 7.272 so viele Aussteller wie nie zuvor beteiligt hatten.
Am Samstag waren ab 16 Uhr zwei Mitglieder des Autorenteams des rechtzeitig zur Messe erschienen deutsch-polnischen Text-Bild-Bandes Aurith – Urad, zwei Dörfer an der Oder – dwie Wioski nad Odrą am Stand anwesend, um das Publikum über die Entstehung der Publikation zu informieren: Der Titel geht auf ein Projekt in einem etwa 20 Kilometer südlich von Frankfurt (Oder) gelegenen Dorf zurück, das durch die Grenzziehung 1945 durch die Oder geteilt wurde und seitdem auf der deutschen Seite als Aurith, auf der polnischen Seite als Urad existiert. Das Projekt schuf nach mehr als einem halben Jahrzehnt erstmals wieder eine Verbindung zwischen beiden Dorfhälften, indem eine provisorische Brücke eingerichtet wurde. Das Buch ist eine Nahaufnahme der beiden Grenzdörfer und erzählt vom Alltag zweier Welten, die sich ebenso fremd wie ähnlich sind. Intensive Gespräche und reger Publikumsverkehr am Stand zeigten, dass dieses Thema viel Anklang fand.
Die vom Kulturforum gemeinsam mit dem Internationalen Zentrum organisierte Podiumsdiskussion am Sonntag Vormittag versammelte prominente Diskutanten auf dem Podium. Neben dem rumänischen Staatssektretär für Minderheiten, Zeno Pinter, war der aus Ungarn stammende österreichische Historiker Paul Lendvai anwesend, um mit Hedwig Morvai-Horváth, einer NGO-Vorsitzenden aus Novi Sad/Serbien und dem Fotografen Frank Gaudlitz aus Potsdam über die Bedeutung des Donauraums für Europa zu sprechen. Ausgangspunkt für die von dem Journalisten Jörg Magenau, Berlin, moderierte Diskussion bildete der deutsch-englische Bildband des Kulturforums Warten auf Europa. Begegnungen an der Donau/Waiting for Europe. Encounters on the Danube. Neben verschiedenen Essays, darunter einem Vorwort von Karl Schlögel, enthält er Porträtaufnahmen von Menschen entlang der Donau und Aussagen über ihre Zukunftserwartungen. In dem kontroversen und spannenden Gespräch wurde deutlich, dass die Identitätssuche in Südosteuropa in gewisser Hinsicht erst begonnen hat.
Überschattet wurde die Frankfurter Buchmesse durch den Tod des rumäniendeutschen Schriftstellers Oskar Pastior, wenige Wochen bevor er den Georg-Büchner-Preis in Empfang nehmen sollte, und die Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja. Das Internationale Zentrum reagierte auf die brutale Tötung der couragierten Russin, die unter anderem Wahrheiten und Hintergründe des russisch-tschetschenischen Krieges aufdeckte, mit einer spontanen Gedenkveranstaltung, bei der Bekannte und Freunde sprachen.
- Das Deutsche Kulturforum östliches Europa und die Arbeitsgemeinschaft Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa auf der Frankfurter Buchmesse 2006
Die Mitarbeiter unseres Verlages präsentieren das aktuelle Publikationsprogramm des Kulturforums und der anderen in der Arbeitsgemeinschaft aktiven Einrichtungen