Am 16. Dezember 1944 erließ Stalin einen Geheimbefehl zur »Mobilisierung und Internierung aller arbeitstauglichen Deutschen auf den von der Roten Armee befreiten Territorien«. Damit war die zeitweilige Zwangsverschickung der arbeitsfähigen deutschen Bevölkerung zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion besiegelt. Im Januar 1945 wurden etwa 70 000 Rumäniendeutsche – Männer zwischen 17 und 45, Frauen zwischen 18 und 30 Jahren – deportiert. Wegen extremer Kälte, mangelhafter Unterbringung, chronischer Unterernährung, defizitärer hygienischer Bedingungen und schlechter medizinischer Versorgung kamen viele ums Leben. Die Überlebenden wurden bis Ende 1949 in ihre Heimat oder in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands entlassen.
Im Gedenkjahr »80 Jahre seit der Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion« präsentieren das Deutsche Kulturforum östliches Europa und das Bundesplatz-Kino zwei Filme.
Filmvorführung
Publikumsgespräch
mit
Regie: Günter Czernetzky, Rumänien/Deutschland 1993, 29 min
Czernetzkys Dokumentarfilm thematisiert die Verschleppung von Menschen (junge Frauen und Männer) zum Arbeitseinsatz ins Deutsche Reich (unter Hitler) einerseits und in die Sowjetunion (unter Stalin) andererseits. Seit Juni 1941, seit dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, wurden sie als Arbeitskräfte ins Deutsche Reich verschleppt. Sie lebten in Arbeitslagern und wurden meist in Betrieben der Rüstungsindustrie und in der Landwirtschaft eingesetzt. Ungefähr 2,75 Millionen „Ostarbeiter“ waren – militärisch bewacht – im Deutschen Reich beschäftigt. Die Betroffenen waren meist Polen, Ukrainer, Belarussen und Russen.
Zu den »Arbeitssklaven unter Stalin«, deren Schicksal Czernetzkys Film ebenfalls beleuchtet, gehörten u. a. etwa 70.000 Angehörige der deutschen Minderheit aus Rumänien. Sie wurden im Januar 1945 zur sogen. Aufbauarbeit in die Sowjetunion deportiert. Die Überlebenden wurden bis Ende 1949 nach Rumänien und z. T. in die SBZ entlassen. Der Dokumentarfilm zeigt Zeitzeugen, die eindrücklich über ihre Erfahrungen aus jener Periode berichten
Regie: Max Kern, Rumänien 1992, 35 min.
Als Angehörige einer deutschen Minderheit in Rumänien verstecken sich die beiden jungen Brüder Karl und Walle in den verschneiten Karpaten, um so einer drohenden Deportation durch die Sowjets zu entgehen. Je größer die Angst wird, entdeckt zu werden, desto drängender werden die Fragen: Werden sie uns finden? Und wer sind wir eigentlich wirklich? Als ein Brief ihres Vaters eintrifft, der beide auffordert, in die Stadt zurückzukehren, weil ihm und ihrer Mutter sonst die Deportation droht, stehen die Jungen vor der folgenschweren Entscheidung: Wen sollen sie retten - die Eltern oder sich selbst?
Günter Czernetzky, geb. 1956 in Schäßburg/Sighișoara (Siebenbürgen), Studium an der Filmhochschule Bukarest und an der Hochschule für Fernsehen und Film München, seit 1988 Film- und Theaterregisseur, Autor, Produzent, Medienpädagoge, Künstler. Zahlreiche TV-Dokumentationen: Donbass Sklaven – Verschleppte Deutsche erinnern sich (1992, ARD), Arbeitssklaven unter Hitler und Stalin (1993, ARD/BR), Workuta 1953. Rebellion im Straflager (1993, ARD/BR), Wunden – Erzählungen aus Transsilvanien (1994, ZDF), Stalingrad an der Donau (1995, SDR), Gefangen und Verurteilt – Spätheimkehrer erinnern sich (1996, SDR), Schicksal der Donauschwaben (zus. m. A. Beyer, 1998, SDR), Deutsche Spezialisten für Stalin (1997/98, SDR), Vermißt, Verschollen, Vergessen - Auf der Suche nach dem Vater (2000, SWR), Die Russen kommen (2004), Wir wollen bleiben was wir sind! (2007), FANAL - Finale Fragmente, RG-HOG Nösner Land (2008), Die Gründer (2019, DFDR) u. a., Buchpublikationen: Deutsche im Gulag, LAGER LYRIK u. a. Preise: 1993 Medienpreis des BdV für Donbass Sklaven, 1997 Ernst-Habermann-Preis für Stalingrad an der Donau, 1998 Medienpreis des BdV für Schicksal der Donauschwaben.
Max Kern, geb. 1992, Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, Drehbuchautor, Regisseur. Sein Kurzspielfilm Jenseits des Waldes basiert auf den Erzählungen seines Großvaters, des Siebenbürger Sachsen Karl Weindel. Max Kern hat Interviews mit ihm geführt und sich entschieden, sein Deportationsschicksal zu beleuchten. Der Film war sein Vordiplom-Projekt.
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Zusammenarbeit mit dem Bundesplatz Kino
Das Kulturforum wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Datum | Sa, 11.01.2025 |
Zeit | 15:30 Uhr |
Eintritt | 8,– Euro |
Barrierefrei | Ja |
Bundesplatz-Kino Berlin
Bundesplatz 14, 10715 Berlin, Deutschland
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