Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem Youtube-Kanal
Königsberg – die Stadt am Pregel, Verkehrs- und Handelsknotenpunkt, Universitätsstadt, kulturelles Zentrum und geistige Hochburg, Wirkstätte von Philosophen wie Immanuel Kant und Johann Gottfried Herder, von Künstlern wie Lovis Corinth und Käthe Kollwitz, von Schriftstellern wie E. T. A. Hoffmann und Heinrich von Kleist sowie vielen anderen.
»Eine große Stadt, der Mittepunkt eines Reichs, in welchem sich die Landeskollegia der Regierung desselben befinden, die eine Universität (zur Kultur der Wissenschaften) und dabei noch die Lage zum Seehandel hat, welche durch Flüsse aus dem Inneren des Landes sowohl als auch mit angrenzenden entlegenen Ländern von verschiedenen Sprachen und Sitten einen Verkehr begünstigt – eine solche Stadt, wie etwa Königsberg am Pregelflusse, kann schon für einen schicklichen Platz zur Erweiterung sowohl der Menschenkenntnis als auch der Weltkenntnis genommen werden, wo diese, auch ohne zu reisen, erworben werden kann«,
so Immanuel Kant (1724–1804), der berühmteste Sohn der Stadt, der Ostpreußen nie und Königsberg kaum verlassen hat. Jedoch hat der Königsberger Philosoph wie kein Zweiter die Welt geprägt: Er wies dem Menschen den Weg aus seiner »selbstverschuldeten Unmündigkeit« und läutete das Zeitalter der Aufklärung ein. Kant und Königsberg sind unzertrennlich miteinander verbunden: Wer Kants Schriften studiert, befindet sich im Zentrum Königsbergs, und wer sich mit Königsberg beschäftigt, stößt nolens-volens auf den Philosophen.
Auf Immanuel Kants Spuren befindet sich auch Wilhelm Traugott Krug (1770–1842), als er ab 1805 die Nachfolge auf Kants Lehrstuhl an der Albertus-Universität Königsberg antritt. Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776–1822) bewundert die hohen Gedankenflüge Kants, besucht aber während seiner Studienzeit in Königsberg nie eine seiner Vorlesungen. Auch muss er seine Geburtsstadt recht hastig verlassen wegen seiner »unsterblichen« Verliebtheit in eine ältere, verheiratete Frau. Die geistige Atmosphäre der Stadt prägt sowohl Krug als auch Hoffmann. Warum und wie – das wollen wir im Rahmen eines Themennachmittags herausfinden.
Prof. Dr. Wladimir Gilmanov musste seine Teilnahme an dem Themennachmittag leider absagen. Dr. Tim Kunze wird ihn mit einem Impulsvortrag im ersten Teil und einem Diskussionsbeitrag im zweiten Teil des Themennachmittags vertreten.
17:00 Uhr
Martin Jösel (links) im Gespräch mit Wladimir Gilmanov. Foto: © Carsten Voigt
Impulsvorträge von Dr. Tim Kunze und Martin Jösel
anschließend Diskussion
Moderation: Dr. Ingeborg Szöllösi, Deutsches Kulturforum östliches Europa
18:15 Uhr
Pause
18:45 Uhr
Volker Kaminski. Foto: privat
Impulsvortrag von Volker Kaminski
anschließend Diskussion mit Dr. Tim Kunze
Moderation: Ariane Afsari, Deutsches Kulturforum östliches Europa
Dr. Tim Kunze, geb. 1986 in Eutin (Schleswig-Holstein), Studium der Philosophie sowie der Griechischen und Nordgermanischen Philologie in Freiburg i. Br., 2014 Promotion in Freiburg im Fach Philosophie zum Unterschied zwischen Geistes- und Naturwissenschaften (»Riss im Wissen«); 2018 bis 2020 am Europäischen Hansemuseum in Lübeck tätig im museumspädagogischen Bereich, seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostpreußischen Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung in Lüneburg, zuständig für die Bereiche Kant und Königsberg und Kurator bei der bis 2024 am Ostpreußischen Landesmuseum entstehenden Dauerausstellung zu Immanuel Kant und der Aufklärung.
Prof. Dr. Wladimir Gilmanov, geb. 1955 in Kaliningrad (Russland), Studium der Philosophie und Germanistik an der Staatlichen Universität zu Kaliningrad, Habilitation in Deutscher Literaturwissenschaft: J.G. Hamanns Hermeneutik des Bildes und die Aufklärung (Kaliningrad: der Verlag der Kaliningrader Staatlichen Universität, 2003); von 1995 bis 2015 Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft in Kaliningrad; seit 1980 Mitarbeiter an der Staatlichen Universität zu Kaliningrad; Derzeit Professor am Institut für Geisteswissenschaften der Baltischen Föderalen Immanuel Kant-Universität in Kaliningrad; 7 Monographien und uber 200 wissenschaftliche Publikationen in den Fachbereichen Literaturgeschichte, Kulturwissenschaft, Philosophie- und Theologiegeschichte, Sprachwissenschaft, Regionalgeschichte, Politologie.
Martin Jösel, geb. 1955 in Karlsruhe, Studium der Germanistik, Geschichte und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Freiburg/Br. und Innsbruck, Abschluss mit einer Arbeit über die deutsche Hörspielgeschichte. Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Ethik an der Deutschen Schule Brüssel und am Kant-Gymnasium im südbadischen Weil am Rhein. 1992 bis 2000 Abstecher in die Erwachsenenbildung als Leiter der Volkshochschule Hochrhein. Veröffentlichungen, Vorträge und Stadtführungen zur Basler Literaturgeschichte (Faust, Johann Peter Hebel, Thomas Mann, Hermann Hesse). Gründer und Mann am Klavier der Kabaretts »Taktlos« und »Die Pfifferlinge«; 2008 Audio-CD mit Friedrich Schillers Krimi Der Verbrecher aus verlorener Ehre, 2012 Liederabende mit Tucholsky-Songs. Seit 2015 intensive Beschäftigung mit Leben und Werk Krugs: Ausgewählte Texte (2020), DER KRUG – Perlen aus dem philosophischen Wörterbuch Krugs von 1832 (2021), Krug’s Reisejournal: Lebensreise Stazion 6, in Auszügen herausgegeben und erläutert (2021).
Volker Kaminski, geb. 1958 in Karlsruhe, Studium der Germanistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin, während des Studiums als Lehrer und Erzieher tätig, seit 1994 freier Schriftsteller in Berlin, seit 2014 Lehrbeauftragter für Creative Writing/Romanwerkstatt an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Verfasser von Romanen, Erzählungen, Essays, Glossen und Rezensionen, zahlreiche Auszeichnungen. Veröffentlichungen u. a.: Die letzte Prüfung, Novelle (Wagenbach Verlag), Söhne Niemands, Roman (Verlag Volk und Welt), Spurwechsel, Roman (Deutsche Verlags-Anstalt), Rot wie Schnee, Roman (Verlag Wortreich), Herzhand, Roman (PalmArtPress). Seine eigene intensive Beschäftigung mit Hoffmann schlug sich in vielen seiner Bücher nieder, zuletzt im Roman Der Gestrandete (Lindemanns Bibliothek).
Zum Foto oben:
»Königsberg war zu jener Zeit ein höchst anziehender Ort. […] Da gab es eine Menge von Festivitäten […]. Unter anderm gab es auch eine glänzende Festlichkeit auf dem Schlossteiche, der sich durch einen großen Teil der Stadt Königsberg zwischen Häusern und Gärten hinzieht. Die königlichen und prinzlichen Herrschaften fuhren des Abends auf einer großen erleuchteten Gondel, umgeben von vielen kleineren Kähnen, auf dem Teich hin und her, während in den benachbarten, meist auch erleuchteten Gärten Musik ertönte und kleine Feuerwerke abgebrannt wurden.«
Wilhelm Traugott Krug
Von zu Hause kann die Veranstaltung über den Livestream des Literaturforums auf Youtube verfolgt werden. Der Film kann dort auch nach der Premiere jederzeit abgerufen werden. Nur zur Beteiligung am Live-Chat während der Premiere am 4. Juni 2022 wird ein YouTube- oder Google-Konto benötigt.
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Zusammenarbeit mit dem Literaturforum im Brecht-Haus, Berlin
Das Kulturforum wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Datum | Sa, 04.06.2022 |
Zeit | 17:00 Uhr |
Eintritt | frei |
Barrierefrei | Nein |
Literaturforum im Brecht-Haus
Chausseestraße 125, 10115 Berlin, Deutschland
Adresse mit Google Maps öffnen.