Die westböhmische Metropole Pilsen verbindet zwei Schreibende, die in ihren Werken die Rückkehr zum Ort der Kindheit thematisieren. Die seit 1964 in Italien lebende Autorin und Fotografin Wolftraud de Concini, ehemalige Pilsener Stadtschreiberin, erkundet in ihrem Foto-Text-Buch Böhmen hin und zurück (Bibliothek der Provinz, Arunda, 2014) ihre Geburtsstadt Trautenau/Trutnov, aus der sie als Fünfjährige mit ihrer Familie vertrieben wurde. Zurück ins heutige Tschechien kehrte sie als vom Deutschen Kulturforum östliches Europa nach Pilsen entsandte Stadtschreiberin und führte ein kulturgeschichtlich fundiertes und doch dabei immer lebendig von ihren gegenwärtigen Begegnungen und Erlebnissen berichtendes Internettagebuch. Auch in ihrem neuesten Werk Klaras Schuhe (Publistampa Edizioni, Arunda, 2019) widmet sie sich wieder einem Pilsener Thema: der Lebensgeschichte von Klara Beck, Ehefrau des Begründers der modernen Architektur Adolf Loos. Sie entstammte einer wohlhabenden bürgerlichen Familie der Stadt und wurde 1942 in Riga von den Nationalsozialisten ermordet.
Vratislav Maňák thematisiert in seinem Buch Heute scheint es, als wäre nichts geschehen (Karl Rauch Verlag 2019, tschech. Original Rubikova kostka, 2016) ebenfalls ein wichtiges Stück Pilsener Geschichte, das international bis heute wenig bewusst ist. Ein junger Lehrer besucht zur Feier des achtzigsten Geburtstags seines Großvaters die Stadt und wird auf einmal mit Erinnerungen konfrontiert, die ihm als Kind entgangen zu sein schienen oder die er verdrängt hat. In Gesprächen mit Zeitzeugen nähert er sich den Geschehnissen vom 1. Juni 1953 an, als sich in den Škoda-Werken der erste Aufstand im gesamten sogenannten Ostblock zutrug. Vratislav Maňák (geb. 1988 in Mies/Stříbro) schreibt Prosa für Erwachsene und Kinder. Außerdem arbeitet er beim Tschechischen Fernsehen als Redakteur des Nachrichtenportals ČT 24. Für seinen ersten Erzählungsband Šaty z igelitu („Kleider aus Kunststoff“) erhielt er 2012 den Jiří Orten-Preis. Inzwischen folgten mehrere Bücher für Kinder und Erwachsene sowie eine Serie von Kindermärchen für den Tschechischen Rundfunk.
Die Journalistin und Redakteurin der KK – Kulturkorrespondenz östliches Europa Renate Zöller, die selbst mehrere Jahre in Tschechien gelebt und u. a. für die Prager Zeitung und den Tschechischen Rundfunk gearbeitet hat, spricht mit Wolftraud de Concini und Vratislav Maňák über deren Begriff von Heimat. Als Autorin des Buches Was ist eigentlich Heimat? (Christoph Links Verlag 2015) beschäftigt sie sich schon länger mit dem Thema und ist gespannt, welche Facetten die beiden Literaturschaffenden in ihren eigens für dieses Gespräch verfassten Essays beleuchten werden.
Wolftraud de Concini wird per Live-Video aus Italien zugeschaltet, Vratislav Maňák ist vor Ort.
Die beiden Texte werden Anfang 2022 in der Zeitschrift Sudetenland, die vom Adalbert Stifter Verein in München herausgegeben wird, publiziert. Das Gespräch wird in der Podcast-Serie »Heimaten« von Renate Zöller auf der Website und dem Spotify-Kanal des Deutschen Kulturforums östliches Europa veröffentlicht und dann dauerhaft abrufbar sein.
Weiterer Termin
Samstag, 16. Oktober 2021
17:00 Uhr
Parkhotel Bad Schandau
Hinweis
Alle Veranstaltungen der 23. Tschechisch-Deutschen Kulturtage 2021 finden unter Vorbehalt statt. Bitte beachten Sie die aktuellen Meldungen auf der Homepage sowie die allgemeinen Regelungen bezüglich der Covid-19-Pandemie. Eine Voranmeldung ist erforderlich!
Anmeldung hier
Eingelassen werden die 3Gs: genesen, geimpft (oder) getestet (kein Selbsttest!) nach Vorlage eines entsprechenden Nachweises. Falls beim Kartenkauf/bei der Reservierung nicht bereits geschehen, erfassen die Veranstalter die Kontaktdaten (datenschutzkonform). Bei Inzidenz über 10: Maske bis zum Platz und auf allen Gängen. Abstände bitte nach bestem Gewissen einhalten.
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforum östliches Europa im Rahmen der 23. Tschechisch-Deutschen Kulturtage vom 1. bis 17. Oktober 2021. In Kooperation mit der Euroregion Elbe/Labe, dem Adalbert Stifter Verein und dem Goethe-Institut Dresden
Wolftraud de Concini war Stadtschreiberin in Pilsen/Plzeň 2015
Die Publizistin und Fotografin berichtete aus der westböhmischen Stadt, die in diesem Jahr eine der beiden Europäischen Kulturhauptstädte war
www.stadtschreiberin-pilsen.de
Zum Weblog der Stadtschreiberin Pilsen | Plzeň 2015
Datum | Fr, 15.10.2021 |
Zeit | 18:00 Uhr |
Eintritt | Kostenfrei |
Barrierefrei | Ja |
Goethe-Institut Dresden
Königsbrücker Str. 84, 01099 Dresden, Deutschland
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