Nach der Massenauswanderung der Siebenbürger Sachsen in die Bundesrepublik Deutschland Anfang der 90er Jahre gab es viele Bemühungen, das hinterlassene materielle Kulturerbe zu retten und zu bewahren. Weniger Aufmerksamkeit wurde dem immateriellen Erbe geschenkt. Auch der Einfluss desselben auf die verbliebene Bevölkerung stand selten im Fokus. Eine Forschergruppe der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu widmete sich im Rahmen eines umfangreichen, interdisziplinären Forschungsprojektes »Migration und Identität im rumänischen Kulturraum« diesem vernachlässigten Aspekt. Dabei wurde den Fragen nachgegangen, inwieweit und in welcher Form das immaterielle Kulturgut der Siebenbürger Sachsen von den anderen Bevölkerungsgruppen bewahrt und gepflegt wird.
In fünf, heute von Rumänen und Roma bewohnten Dörfern im Harbachtal (zwischen Hermannstadt und Agnetheln/Agnita) wurde in einer ersten Studie die Übernahme der traditionellen sächsischen Einrichtung »Nachbarschaft« durch die rumänische und die Roma-Bevölkerung untersucht. In einer zweiten Studie stand die Fortführung des »Urzelnlaufs«, eines Fastnachts- und Handwerkerbrauchs der Siebenbürger Sachsen in Agnetheln, durch die heutigen Bewohner des Städtchens im Mittelpunkt.
Auf dem Huetplatz in Hermannstadt/Sibiu: Maske einer Einzelurzel aus Agnetheln/Agnita. Foto: © Laura Micu
Die Journalistin Hannelore Baier wird das Forschungsprojekt, an dem sie maßgeblich mitgewirkt hat, präsentieren und die Ergebnisse zusammen mit Claudiu Florian, Direktor des Rumänischen Kulturinstituts Berlin, in einem Gespräch vertiefen.
Hannelore Baier, geb. 1955 in Schäßburg/Sighișoara (Rumänien), Redakteurin der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien, Journalistin & Publizistin mit dem Schwerpunkt: Deutsche Minderheit in Rumänien in der Nachkriegszeit, zahlreiche Publikationen (u. a. Abbrüche und Aufbrüche. Die Rumäniendeutschen nach zwei Weltkriegen; Kauf von Freiheit. Dr. Heinz-Günther Hüsch in Interviews mit Hannelore Baier und Ernst Meinhardt; Germanii din România 1944-1956 [Die Deutschen in Rumänien 1944-1956]; Deportarea etnicilor germani din România în Uniunea Sovietică 1945 [Die Deportation von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion 1945].
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Kulturinstitut Berlin.
Das Kulturforum wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Datum | Mi, 27.10.2021 |
Zeit | 19:00 Uhr |
Eintritt | frei |
Barrierefrei | Nein |
Rumänisches Kulturinstitut Berlin
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin, Deutschland
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