Die Marienburg war von Anfang des 14. bis Mitte des 15. Jahrhundert der Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens und eine der größten und modernsten Burganlagen ihrer Zeit. Von 1457 an gehörte sie mit kurzen Unterbrechungen rund 300 Jahre zum Königreich Polen und diente als königliche Residenz. Nachdem das Gebiet in Folge der ersten Teilung Polens 1772 an Preußen gefallen war, ließ Friedrich II. Teile der Marienburg zu einem Proviantmagazin umbauen, verbunden mit einer erheblichen Zerstörung der originalen Bausubstanz.
Mit dem Beginn der Romantik setzte eine Neubewertung der Anlage ein. Der junge preußische Architekt Friedrich Gilly (1772–1800) erkannte bei seinem Besuch der Burg 1794 deren architektonische Bedeutung. Seine Zeichnungen und die danach von Friedrich Frick (1774–1850) geschaffenen Stiche trugen wesentlich zur Wiederentdeckung und Aufwertung der Anlage bei, und damit zur allgemeinen Wertschätzung der mittelalterlichen Architektur. Die Geschichte des Ordensstaates wurde nun als Teil der Geschichte Preußens begriffen. Die Marienburg avancierte zu einer Art nationalem Denkmal für Preußen. An den Vorbereitungen der 1804 von Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) verfügten Wiederherstellung der Burg hatte Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) entscheidenden Anteil.
Friedrich Wilhelm III. stellte die mittelalterliche Burganlage 1804 als erstes preußisches Bauwerk von unter Denkmalschutz. Ihre Restaurierung ist ein frühes Beispiel für moderne Denkmalpflege in Deutschland. Die Neubewertung der Marienburg steht beispielhaft für die durch die romantische Bewegung hervorgerufene Verherrlichung des Mittelalters.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehört die Marienburg/Zamek w Malborku zu Polen. Bereits ab 1946 begann die schrittweise Restaurierung durch den polnischen Staat. Seit1997 gehört die Marienburg zum Weltkulturerbe der UNESCO. Heute ist die Anlage, die verschiedene Museen beherbergt, eines der am meisten besuchten historischen Bauwerke in Polen.
In zwei Vorträgen wird die Wiederentdeckung und Neubewertung der Marienburg in der Romantik und ihre bildliche Verbreitung durch die Stiche von Friedrich Fricke vorgestellt.
Die Marienburg/Zamek w Malborku 2021. Foto: © Christopher Herrmann
Friedrich Frick: Großer Rempter in der Marienburg, Stich nach einer Zeichnung von Friedrich Gilly aus dem Jahre 1799
PD Dr. habil. Christofer Herrmann studierte Kunstgeschichte, deutsche Volkskunde, Slawistik und Politikwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. 1993 wurde er mit einer Arbeit über spätmittelalterliche Wohntürme im Rhein-Mosel-Gebiet promoviert. Von 1995 bis 2006 war er Professor am Lehrstuhl für Germanistik der Universität Allenstein/Olsztyn (Polen). 2005 erlangte Christofer Herrmann die Habilitation an der Universität Greifswald mit einer Arbeit über mittelalterliche Architektur im Preußenland. Von 2006 bis 2019 war er Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität Danzig/Gdańsk. Von 2015 bis 2019 war er mit der Durchführung eines Forschungsprojekts zum Hochmeisterpalast auf der Marienburg an der TU Berlin betraut: Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte.
Seit 2019 ist er Privatdozent an der TU Berlin und arbeitet seit 2020 als Leiter des Forschungsprojekts »Mittelalterliche Architektur in Livland (Estland/Lettland)« am Institut für Kunstgeschichte der Universität Mainz. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Architektur des Mittelalters, insbesondere Fragen der Bauorganisation und –finanzierung, sowie Denkmalpflege im 19. Jahrhundert.
Werner Heegewaldt studierte Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin und absolvierte anschließend eine Ausbildung an der Archivschule in Marburg. Er ist Historiker und wissenschaftlicher Archivar und seit 2016 als Direktor des Archivs der Akademie der Künste in Berlin tätig. Zuvor arbeitete er lange Jahre als Referatsleiter im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam. Er publizierte zur Geschichte des brandenburgisch-preußischen Adels sowie zu Bau- und Kulturgeschichte und zu archivwissenschaftlichen Themen. Werner Heegewaldt arbeitet als Lehrbeauftragter am Fachbereich Informationswissenschaften an der Fachhochschule Potsdam.
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Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und zeitnah im September 2021 auf dem YouTube-Kanal des Kulturforums gesendet. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Datum | Di, 31.08.2021 |
Zeit | 18:00 Uhr |
Eintritt | Kostenfrei |
Barrierefrei | Nein |
Schloss Glienicke
Königstraße 36, 14109 Berlin, Deutschland
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