Am Donnerstag, dem 27. Mai 2021, ab 18:00 Uhr auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Kulturforums
Wie lässt sich die Vielfalt verschiedener Völker, Sprachen und historischer Regionen politisch ordnen? Das war die zentrale Frage für Reformer der Habsburgermonarchie. Ihre föderalen Ideen und deren Umsetzung sind ein Lehrstück für die Union des heutigen Europa.
Schon für viele Zeitgenossen, aber auch für heutige Geschichtsforschende war das Habsburgerreich ein »Europa im Kleinen«. Geografisch erstreckte es sich über große Teile Mittel-, Süd- und Osteuropas. Im Osten grenzte es mit den heute ukrainischen Territorien an das Russische Reich und im Südosten an das Osmanische Reich. Im Süden öffnete sich die prosperierende Hafenstadt Triest für den internationalen Handel als Fenster zur Welt. Im Südwesten verband das Habsburgerreich eine Geschichte politischer Zusammengehörigkeit mit den italienischen Provinzen Venetien und Lombardei. Im Westen grenzte es an die Schweiz und umschloss einen bedeutenden Teil des Deutschen Bundes.
Mit der regionalen Vielfalt ging eine sprachlich-ethnische, religiöse und kulturelle, soziale und wirtschaftliche Vielfalt einher. In der Monarchie gab es ein Dutzend staatlich anerkannter Sprachen, die auch in den Volksschulen unterrichtet wurden. Die großen Sprachgruppen bildeten Deutsche, Ungarn, Polen, Ukrainer, Tschechen, Italiener, Kroaten, Serben, Slowenen, Rumänen und die jiddischsprachige Bevölkerung. In religiöser Hinsicht war die Monarchie bei Hof und in Wien von einem politischen Katholizismus geprägt. Gerade in den ungarischen, den galizischen und den südslawischen Ländern war hingegen die religiöse Vielfalt groß. Neben verschiedenen protestantischen und orthodoxen christlichen Kirchen gab es hier auch einen hohen Anteil an Muslimen und Juden.
Karte des Habsburgerreichs, erstellt von Richard Szydlak.
Jana Osterkamp zeichnet in ihrem Vortrag anhand von zeitgenössischen Grafiken, Karikaturen und Fotografien Facetten des Föderalismus in der Donaumonarchie nach. Dieser hatte in der Habsburgermonarchie immer dann Konjunktur, wenn das Land außen- und innenpolitische Krisen zu meistern hatte. Als Antwort auf politische Umbrüche – sei es 1848/49, 1861/66, 1907 oder 1914 – sind diese föderalen Ideen bis heute interessant.
PD Dr. Jana Osterkamp ist Historikerin und studierte Juristin mit Schwerpunkt Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie. Seit 2007 arbeitet sie am Collegium Carolinum – Forschungsinstitut für die Geschichte Tschechiens und der Slowakei. Sie lehrt an der Ludwig-Maximilians-Universität München und war Gastdozentin in Wien, Prag und Breslau.
Der Vortrag erlebt seine Premiere auf dem YouTube-Kanal des Kulturforums und kann dort auch nach der Premiere jederzeit abgerufen werden. Nur zur Beteiligung am Live-Chat während der Premiere am 27. Mai 2021 wird ein YouTube- oder Google-Konto benötigt.
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa
Datum | Do, 27.05.2021 |
Zeit | 18:00 Uhr |
Eintritt | Kostenfrei |
Barrierefrei | Nein |