Alte deutsche Ostseebäder und Hansestädte voller historischer Schätze, einst Heimat von Slawen, Wikingern und Kaschuben. Riesige Wanderdünen, endlose Strände und die sturmgepeitschte Nehrungshalbinsel Hela. Hier leben Menschen wie in einer anderen Zeit, mit wiederbelebten Traditionen und Bräuchen. Die heute polnische Ostseeküste hat sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der Welt geöffnet. Der dreiteilige Film ist eine erlebnisreiche Entdeckungsreise über Wasser und Land, er führt bis Danzig und weiter ins verschlafene Weichsel-Nogat-Delta dicht vor der russischen Grenze, vor 700 Jahren wichtigster Vorposten des Deutschen Ordens.
Die Reise beginnt in Stettin, einst Hauptstadt der preußischen Provinz Pommern, und führt dann zur Insel Wollin am Oderhaff. Vor 1.000 Jahren ein wichtiger Handelsplatz für Slawen, Wikinger und andere Ostseevölker. Über Swinemünde geht es aufs Meer hinaus zur Ferienhauptstadt Polens: der Salzstadt Kolberg. Vor dem Krieg war sie eines der größten deutschen Ostseebäder. Heute ist das Moor der Schatz der Stadt. Weiter östlich liegt das Seebad Ustka, das alte Stolpmünde. Ein Strandwurzelschnitzer freut sich hier über Herbststürme. Die bringen ihm Geschichten, »flüsterndes« Wurzelholz.
Traditionelle Strandfischer fahren in bunten Holzbooten aufs Meer hinaus. Die gigantischen Leba Wanderdünen überrollten einst Dörfer mit Kirchen und Wälder und wandern noch immer. Hinter ihnen sind große Küstenseen im Schutz der Nehrungen vor den Ostseewellen entstanden. Im Slowinzen-Dorf Kluki spielt man zur »Schwarzen Hochzeit« auf. Die Sprache des alten Volksstammes und Kaschubische Musik erleben hier eine Renaissance mit absonderlichen Instrumenten wie dem Brummtopf aus Holz und Pferdehaar.
»Kuhschwanz« nennen die Einheimischen die Halbinsel Hela, weil sie wie ein Schweif am Festland hängt. Ein pensionierter Schiffbauer hat sich hier den Pomerankas verschrieben, das sind die traditionellen kaschubischen Fischerboote. Wissenschaftler forschen auf der Halbinsel, wie sich Ostseerobben besser schützen lassen.
Von Hela aus ist es nach Danzig nur ein kleiner Sprung über die Bucht. Die alte Hansestadt, im Krieg schwer zerstört, wurde fast originalgetreu wieder aufgebaut. Sie nennt sich auch »Welthauptstadt des Bernsteins« und ist berühmt für die kunstvollen Beischläge in der Frauengasse. Und dafür, dass hier 1980 auf ihrer alten Lenin-Werft die polnische Gewerkschaft Solidarność gegründet wurde; der Sozialismus fing damals an zu bröckeln. Kurios: Im ältesten Kirchturm der Stadt erbaute der Museumsdirektor die genaueste Uhr der Welt und griff dabei nach den Sternen. So fällt auf einem der alten Leuchttürme an der polnischen Küste der historische Zeitball präziser als die Atomuhr tickt.
Das Entwässerungssystem im Weichsel-Nogat-Delta ist Jahrhunderte alt, Holländer haben es gebaut. Heute ist es ein abwechslungsreiches Revier für Hausboote. An den Ufern stehen Vorlaubenhäuser, reich verziert mit Schnitzwerk. Und es gibt den Oberländischen Kanal, der Schiffe trockenen Fußes über Rollberge bringt. Und die Marienburg, sie ist der größte Backsteinbau Europas. Um 1300 hat der Deutsche Orden sie als Zeichen seiner Macht im baltischen Raum geschaffen.
Ein dreiteilige Filmreihe von Manfred Schulz, Teil 1, 2018, ca. 90 Min.
Land zwischen Oder und Newa I: Von Stettin bis Danzig
Weitere Informationen auf den Internetseiten des NDR. Mit der Möglichkeit zum Ansehen in der Mediathek
bisher kein Termin bekannt
Teil 2: Von Kaliningrad bis Riga
So, 05.07.2020, 20:15 Uhr
Teil 3: Von Riga bis St. Petersburg