Ihr Leiden begann mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Mindestens 450.000 deutsche Zivilisten wurden ab 1945 zur Zwangsarbeit in die UdSSR verschleppt. Weitere, mutmaßlich Hunderttausende, waren in Arbeitslagern in der Tschechoslowakei, in Ungarn, Rumänien, Polen und anderen Staaten inhaftiert. Genaue Zahlen liegen bis heute nicht vor. Die Dokumentation Verschleppt klärt über die historischen Hintergründe auf und beleuchtet exemplarisch die Schicksale zweier Zeitzeugen.
Adam Zirk erlebt das Ende des Krieges im sowjetischen Zwangsarbeiterlager, freigelassen wird er jedoch erst 1951. Der gerade mal zehnjährigen Helga Mühlhaus wirft jemand vor: »Du hast meine sechs Söhne getötet«. Sie muss zu dieser Zeit, getrennt von ihrer Mutter und ihren Schwestern, Zwangsarbeit auf einem polnischen Hof leisten. Beide gehören zu jenen Betroffenen, die als Teil der deutschen Minderheit zum Teil schon seit vielen Generationen in einem der östlichen Siedlungsgebiete lebten. Nach Kriegsende werden sie verhaftet und verschleppt, sollen arbeiten und wiederaufbauen, was in deutschem Namen im Krieg zerstört worden war, »um ihre Schuld abzubezahlen«. Das sei das Narrativ dieser Zeit gewesen, sagt der tschechische Historiker Tomáš Bouška beim Gang durch die Bergstadt St. Joachimsthal/Jáchymov , wo zwischen 1945 und 1947 auch über 7.000 Deutsche beim lebensgefährlichen Uranabbau helfen mussten.
»Verschleppt« begleitet Helga Mühlhaus auf Spurensuche in Polen und versetzt die Zuschauer mittels Graphic-Novel-Elementen zurück in die Zeit, als Adam Zirk bis nach Sibirien verschleppt wurde. Im November 2015 hat die Bundesrepublik Deutschland für die ehemaligen zivilen deutschen Zwangsarbeiter eine symbolische Anerkennungsleistung beschlossen. Über 46.000 Anträge wurden bis Fristende am 31. Dezember 2017 gestellt.
Ein Film von Alexander Landsberger, Redaktion Werner Reuß, 2019, ca. 45 Min.
Verschleppt. Das Schicksal der zivilen deutschen Zwangsarbeiter
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