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Frank Gaudlitz: Von August bis Oktober 2021 unternahm ich eine erste von zwei geplanten Reisen auf den Spuren Alexander von Humboldts von St. Petersburg bis ins sibirische Tobolsk.
Der Reiseverlauf hier: www.kosmos-russland.de | www.kosmos-rossiya.com
Eine zweite Reise von Omsk bis nach Astrachan am Kaspischen Meer sollte 2022 stattfinden und das Projekt ›KOSMOS RUSSLAND‹ abschließen.
Der Krieg Russlands in der Ukraine hat dies für mich unmöglich gemacht.
Ich kann nicht Russlands Städte und Dörfer fotografieren, während das russische Militär die Ukraine zerbombt.
Oliver Lubrich schreibt in seinem Buch Humboldt oder wie das Reisen das Denken verändert:
›Die Möglichkeit oder Unmöglichkeit, Zugang zu Territorien zu erhalten, hat Humboldts Leben mehrmals die Richtung gewiesen. Napoleon versperrte ihm den Weg zu den Pyramiden, die Portugiesen verweigerten ihm die Fahrt nach Brasilien, und die Engländer verwehrten ihm die Einreise nach Indien. Der König von Spanien dagegen öffnete ihm seine Kolonien in Amerika; und der Zar von Russland sein Reich in Asien.‹
Auch wenn nun der Kriegsherr Wladimir Putin dieses Reich wieder verschließt und es unmöglich macht, der eurasischen Reise Humboldts weiter zu folgen, weist dieser Zwang in eine neue Richtung: Die Fortsetzung des Projekts auf einer Route, die von der Realität bestimmt wird, durch die von den Kriegsfolgen betroffenen Staaten.
Eine erste Reise führte mich im Oktober 2022 in die Republik Moldau, ein Land in dem mehr als ein Viertel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt, in das jedoch fast eine halbe Million Ukrainer geflohen sind.
Einblicke in diese Reise und deren Ergebnisse möchte dieser Blog geben.«
Die Protagonisten
Frank Gaudlitz, geb. 1958, absolvierte nach einer Lehre als Maler und Fußbodenleger zunächst ein pädagogisches Studium um von 1987-1991 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig künstlerische Fotografie bei Arno Fischer zu studieren. Er arbeitet analog an selbstkonzipierten Langzeitprojekten, insbesondere in Russland, Osteuropa und Südamerika. Seine großen fotografischen Folgen, u.a. »Die Russen gehen«, »Warten auf Europa«, »Sonnenstrasse«, »A Mazo« oder »Russian Times 1988–2018« spannen einen Bogen zwischen epochalen Ereignissen und Einzelschicksalen. Sie wurden in Fotobänden und internationalen Einzelausstellungen veröffentlicht, vielfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet und sind in bedeutenden Sammlung vertreten. Zuletzt erschien anlässlich seiner Retrospektive im Potsdam Museum der Fotoband »OST.SÜD. Fotografien 1986–2020«.
Bereits im Jahr 2010 überquerte Frank Gaudlitz für sein Projekt »Sonnenstraße« in sieben Monaten die südamerikanischen Anden auf Grundlage der Reisetagebücher Alexander von Humboldts – eine Strecke von ca. 2500 Kilometern durch Kolumbien, Ecuador und Peru, die parallel zur alten Höhenstrasse der Inkas verläuft. Die Überlagerung der historischen Wege und verschiedenen Kulturen und die Ungleichzeitigkeit von Entwicklungsprozessen standen im Mittelpunkt seines fotografischen Interesses. Zwischen 1988 und 2018 unternahm Gaudlitz regelmäßig Reisen durch die Sowjetunion und die Russische Föderation und kann auf viele wertvolle Begegnungen mit interessanten Menschen und Regionen zurückblicken. Seine fotografischen Langzeitprojekte »Russian Times« und »Sonnenstraße« wurden als Wanderausstellungen und in Foto-Text-Bänden veröffentlicht. Die aus beiden Arbeiten hervorgegangenen Erfahrungen bilden für ihn die Grundlage für das folgende deutsch-russische Gemeinschaftsprojekt.
www.frank-gaudlitz.de
Angelina Davydova ist freie Journalistin, Publizistin und Autorin. Sie kommt ursprünglich aus St. Petersburg/Russland, musste das Land jedoch wegen ihrer kritischen Position kurz nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine verlassen. Sie wohnt seit März 2022 in Berlin. Sie schreibt für deutsche und internationale Medien, ist Climate Projects Coordinator beim n-Ost e.V., Ko-Moderatorin vom Podcast The Eurasian Climate Brief, Mitglied der Ukraine War Environmental Consequences Work Group, seit 2008 Beobachterin der UN-Klimaverhandlungen und Councillor beim World Future Council.
Paulus Adelsgruber, geb. 1977 in Oberösterreich, studierte in Wien und St. Petersburg Geschichte und Slawistik. Es folgten Praktika in Taschkent, eine Tischlerlehre und der Abschluss der Dissertation an der Universität Wien – eine Mikrostudie zum ostgalizisch-wolhynisch/podolischen Grenzraum vor 1918. Forschungsaufenthalte in der Ukraine, Polen und Russland. Organisation von Sommerschulen an der Ivan-Franko-Universität Lemberg/Lviv. Seit September 2018 ist er als Lektor des OeAD (Wien) an zwei Hochschulen in Chișinău tätig (USM, UPSC). 2020 Leitung eines Forschungsprojekts zur historischen Minderheit der Bessarabiendeutschen (DiMOS Regensburg). Auf der Seite von standard.at betreibt er einen User-Blog zur Lage der Moldau seit Kriegsbeginn.