Die Slawistin Birgit Krehl erklärt, wie der Krimiautor Marek Krajewski den Mythos Breslau aufbricht
Jan Kixmüller

Potsdamer Neueste Nachrichten • 21.09.2011

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Mythen haben oft auch etwas Sinn stiftendes.

Birgit Krehl: »Ich denke, bei Krajewski geht es eher um die Zerstörung von Mythen, weshalb ich neben dem postmodernen Spiel bei ihm auch einen durchaus dazu im Widerspruch stehenden aufklärerischen Gestus sehe. Er hat es geschafft, die Beschäftigung mit dieser Stadt in die Populärliteratur zu bringen. Sehr lange nach der politischen Wende wurde die Diskussion, in der man sich auf die Historie der Stadt besann, in »elitären Schichten« von Wissenschaft und Kultur geführt. Krajewski hat das nun einer breiten Masse eröffnet. Heute begreifen die Einwohner Wroclaws die Vergangenheit von Breslau auch als Teil ihrer Stadt, mit dem dazugehörigen Lokalkolorit. Indem die Leser den Spuren nachgehen, werden sie zum Wahrnehmen in den Relationen von Fremdem und Eigenem angeregt. […]