Sabrina Janesch vermischt in ihrem Debüt »Katzenberge« kunstvoll abergläubische Fabel mit einer Vertreibungsgeschichte
Sören Kittel

Die Welt • 17.07.2010

[…] Janeczko, ein vertriebener Pole aus dem Westen der Ukraine, erkundet ein Haus in einem verlassen schlesischen Dorf und ruft diese Frage immer wieder: »Jest tam ktos?« Einen der vormaligen Einwohner, den Deutschen Dietrich, wird er noch treffen. Erhängt. Auf dem Dachboden. Die ganze Umgebung ist unheimlich und dem Neuankömmling feindlich eingestellt: ein Brombeerbusch zerkratzt ihm das Bein, ein seltsames Biest schleicht um das Haus herum – und auch die vier weißen Eulen, die auf dem Dach sitzen, verkünden nichts Gutes. Janeczko weiß noch nicht, dass er hier den Rest seines Lebens verbringen wird, er denkt: Dieses schleimige, schissige Schlesien ist nur eine Übergangslösung. […]