Paul Celan und Ingeborg Bachmann galten als das große Liebespaar der deutschen Literatur nach 1945. Ihr Briefwechsel offenbart eine Katastrophe. Sie war der Preis für eine Dichtung vom Wunschideal der ekstatischen Liebe
Jürgen Serke

Die Welt • 16.08.2008

[…] Leben und Liebe waren Ingeborg Bachmann das ewige Experimentierfeld für Untergang im Leiden, als gelte es freiwillig zu belegen, dass die Wahrheit der Kunst im Leid liegt, das sie birgt. Paul Celan aus Czernowitz, dessen Eltern, Ausgangspunkt aller Liebeserfahrung, Opfer der Shoa wurden und der dem ihm zugedachten Untergang überlebte, suchte fortan das Anfängliche der Liebe als Mysterium. Die Liebe, die nicht ganz Schmerz ist, ist auch für ihn nicht die ganze Liebe. Aber er weiß auch, wie er schreibt: »Gib das Geheimnis nicht preis, sonst gibt es dich preis.« Das wirklich Existentielle Celans wurde nicht Gegenstand der Briefe, die er an Ingeborg Bachmann schrieb. […]