Die Jury: Darvasis Roman »Die Legende von den Tränengauklern« entwirft in einer zeitlosen Parabel das barocke Panorama eines vom Krieg zerrissenen Mitteleuropa während der »Türkenzeit«, Eisterer gelingt es, die Stimmenvielfalt des Buches in die deutsche Sprache zu bringen
Der ungarische Schriftsteller László Darvasi und sein Übersetzer Heinrich Eisterer sind die Träger des zum zweiten Mal verliehenen Literatur- und Übersetzungspreises »Brücke Berlin«.
Die Jury, der die Autorinnen und Übersetzerinnen Terézia Mora und Ilma Rakusa, der Schriftsteller Jan Koneffke und der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Prof. Klaus-Dieter Lehmann angehörten, entschied sich für die Auszeichnung des Romans Die Legende von den Tränengauklern, der 1999 im ungarischen Original und im Jahr 2001 in der deut-schen Übersetzung im Suhrkamp Verlag erschienen ist.
In der Begründung der Jury heißt es: »László Darvasi entwirft in seinem Roman das baro-cke Panorama eines vom Krieg zerrissenen Mitteleuropa. Die aus der sogenannten ›Türkenzeit‹ Ungarns im 16. und 17. Jahrhundert genommenen Versatzstücke des Historischen, die von Gewalt und Verwüstungen, aber auch von Liebe und Menschlichkeit erzählen, machen dieses Buch zu einer zeitlosen Parabel, in der die Menschengeschichte als Naturgeschichte erscheint. Dem Übersetzer Heinrich Eisterer ist es gelungen, die Stimmenvielfalt des Romans zwischen derber Rede, lyrischem Ton und wissenschaftlicher Akribie in eine deutsche Sprache zu bringen, die den ›alten Ton‹ trifft, die Register modernen Erzählens kennt und die stilistischen Grenzgänge beherrscht.«
Der Preis »Brücke Berlin« wird von der BHF-BANK-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloquium Berlin und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in zweijähriger Folge vergeben. Schirmherr des Preises ist Günter Grass. Der »Brücke Berlin«-Preis würdigt ein bedeutendes zeitgenössisches Werk aus den Literaturen Mittel- und Osteuropas und seine herausragende Übersetzung ins Deutsche. Er lenkt den Blick auf die gegenwärtige Literatur der Länder, deren Stimmen den Prozess der europäischen Einigung mitgestalten werden. Darüberhinaus würdigt der Preis die künstlerische und kulturvermittelnde Leistung literarischer Übersetzer.
Der Preis ist mit insgesamt 20.000 € dotiert und geht je zur Hälfte an den Autor und seinen Übersetzer. Die Preisverleihung findet am 18. Juni 2004 im Alten Museum in Berlin statt und ist mit einer Tagung zu Fragen der Vermittlung mittel- und osteuropäischer Literatur verbunden.
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